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Väna, Vincenz 20 ävra^ Vincenz
geschickt. Mit der allmäligen Verände
rung der politischen Verhaltniffe trug er
sich von Neuem mit dem Gedanken, eine
Professur zu bekleiden. Indessen schrieb
er für den von Havliöek ^Bd. VII I ,
S. 98^ ins Leben gerufenen „slovan",
der in Kuttenberg herausgegeben wurde.
Havl i öek wollte nun, daß V^vra als
ständiger Mitarbeiter nach Kuttenberg
komme, aber die Rigorosen, denen der-
selbe sich damals unterzog, waren Ur-
sache, daß er in Prag blieb und an den
dortigen Journalen arbeitete. Als in
der Folge Chocholausek j^Bd. XIV,
S. 416 und Bd. XXII I , S. 374 j^ die
Redaction des ^Veösi-ni list" über-
nahm, trat Vävra im Jänner 1830
als ständiger Mitarbeiter in das födera-
listische Blatt .,Hnioi^ ein und wirkte
auch in demselben, bis es zu erscheinen
aufhörte. Mittlerweile hatte er bereits
zwei Rigorosen abgelegt und bereitete
sich eben für das dritte vor, als ein
unvorgesehenes Ereigniß diesen Plan ver»
eitelte. Am Sylvester 1830 wurde er
Morgens Früh um sechs Uhr verhaftet
und auf den Hradschin gebracht. Aus
dem Verhöre mit einem anderen gleich»
falls daselbst Internirten ergab es sich,
daß er mit Liblii iskT', Preis und
Anderen bei einer Zusammenkunft mit
Bakunin in Prag zugegen gewesen.
In Folge dessen wurde er zu fünf Jahren
Kerker verurtheilt, dieses Urtheil aber
aus Gnade des Kriegsgerichtes auf ein
Jahr schweren Kerker herabgemildert. Im
December 1833 in die Festung Munkäcs
in Ungarn überführt, blieb er daselbst mit
Preis, Dr. Zimmer, öechischen und
deutschen Studenten aus Böhmen, mit
Italienern und Magyaren, bis ihm die
aus Anlaß der Vermalung Sr. Majestät
des Kaisers im Frühling 1834 ertheilte
Amnestie wieder die Freiheit gab. Näh» rend dieser Haft erlernte er das Englische
und übersetzte daraus für den ^ninir".
Heimgekehrt, wurde er unter Polizeiauf«
sicht gestellt und in Allem überwacht,
auch durfte er die Artikel, welche er,für
Zeitungen schrieb, nicht mit seinem Namen
unterzeichnen, die Rigorosen, die er noch
vor sich hatte, nicht ablegen, und fand
in einer Advocatenkanzlei als politisch
Verdächtiger nur aus Mitleid und ohne
Entgelt Aufnahme. Da er verheiratet war
f^iehe Vävra Karoline S. 22 j^ und
für seine Familie zu sorgen hatte, half
er sich mit Uebersetzung nicht verbotener
Theaterstücke, und die Zahl solcher Ueber»
tragungen aus dem Deutschen und Fran»
z'öfischen stieg bis auf fünfzehn. Aber
auch zu dieser Arbeit hatte er, wie
seine Biographen durchwegs behaupten,
die obrigkeitliche Bewilligung einholen
müssen. ^Herausgeber dieses Lexikons
bestreitet auf das entschiedenste, daß eine
solche Maßregel in Anwendung gekommen
'ei, erstens weil ihre Ausführung geradezu
unmöglich und zweitens weil die Reaction
der Jahre 1830—1839 wohl unerträg-
lich, aber nicht dumm war.^ Gedruckt
wurde von den genannten Uebersetzungen
nur jene des Schiller'schen „Fiesco".
ä. v r a's Schriften folgen auf Seite 21 .^
1836 begann unser Publicist auch im
Vereine mit dem schon erwähnten L i»
bliiisk^- die Herausgabe des bei Bell«
mann in Prag verlegten Kalenders
„Das böhmisch-mährische Schatzkästlein"
(ÜLska-inoravLivä. p0icI2.cl.ino6), den er
vom zweitenIahrgange ab bis 1864allein
redigirte, dann veröffentlichte er um diese
Zeit einen Grundriß der öechischen Lite»
ratur, den er noch während seiner Haft
in Munkäcs zu arbeiten begonnen hatte,
und schrieb steißig Kritiken über das
Theater und über verschiedene literarische
Erscheinungen für den „I^uinir" und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon