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Vedrcs Vedres
Gesicht sah, stutzte er und fragte ihn: „Sind
Sie nicht Honu6d gewesen?" — „Ja wohl",
war die Antwort. — „And kennen Sie mich
nicht?" — „Ich kenne Sie, Sie sind Herr
von Lambert". — „Und Sie sind V6csey,
wir haben ja zusammen gedient!" Der Edel«
mann umarmte den UnglĂĽcklichen, gab ihm
sämmtliches Geld, welches er eben bei sich
hatte, und ersuchte ihn, auf sein Gut zu
kommen, wo er ihm eine Stelle geben werde.
Thatsächlich diente im Vormärz ein Anton
von L amb ert als Rittmeister bei Wemhardt«
Chevaurlegers Nr. 3. Die Geschichte braucht
n'cht eben erfunden zu sein: denn die Geschicke
dcr Menschen, sie wechseln wie — Wehen des
Windes.
Vedres, Stephan (Schriftsteller,
geb. zu Szegedin am 22. September
4763, gest. zu St. Andreas am 4. No>
vember 4830). Nachdem er seine Studien
in Pesth beendet hatte, erwählte er sich
den Ingenieurdienst, und zwar im nächsten
Hinblicke auf den Wasserbau, zum Lebens-
berufe und erhielt, in seine Vaterstadt
heimgekehrt, eine Obergeometerstelle. Auf
diesem Posten wirkte er, da ihm die Ver<
hältnifse des Bodens, namentlich jene
des Waffers in der Gegend, in welcher
er lebte, Gelegenheit darboten, seine
Kenntnisse in zweckentsprechender Weise
zu verwerthen, in verdienstlichster Weise
zum allgemeinen Besten. Im Jahre 4808
richtete er sein Augenmerk auf einen
Szegedin gegenĂĽber am linken Ufer der
TheiĂź befindlichen ĂĽber 3000 Joch um-
fassenden Sumpf und beabsichtigte, diese
ganze Strecke auszutrocknen und fĂĽr den
Anbau zu gewinnen. Zu diesem Zwecke
erbante er ein sogenanntes Wasserhaus,
und wenn dasselbe auch von den TheiĂź-
fiuthen der Jahre 4813 und 4846 weg-
gerissen wurde, so hatte es doch seine
guten Dienste geleistet und namentlich
Szegedin vor den Verheerungen der
Waffersnoth bewahrt. Vielleicht wĂĽrde
diese Stadt in der neuesten Zeit nicht so schwer heimgesucht worden sein, wenn
man im Geiste Vedres' in der Erricht
tung von Vorbeugungsarbeiten thätig
geblieben wäre. Unseres Ingenieurs
zweckmäßige Einrichtungen und sein
ganzes Vorgehen in dem seiner Wirk»
samkeit unterstehenden Gebiete gewannen
ihm ebenso das Vertrauen der Bevöl-
kerung, wie die WĂĽrdigung der Aufsichts-
behörden; er wurde in Folge dessen zum
Tafelrichter mehrerer Comitate ernannt,
als Mitglied in mehrere landwirthschaft'
liche Vereine zunächst seiner eigenen Hei«
mat, aber auch auĂźerhalb derselben, so
in jene von Wien und Brunn aufgenom»
men. Er wirkte in seinem Fache auch
auf schriftstellerischem Gebiete und war,
nebenbei bemerkt, ein nicht unbegabter
Gelegenheitsdichter, als welcher er fich
bereits, im Gegensatze zu dem bis dahin
meist gebrauchten lateinischen Idiom,
seiner Muttersprache bediente. Von seinen
Schriften sind anzuführen: „ ^
." (Szegedin
Urban Grünn, 8^.), wovon auch fol»
gende deutsche Bearbeitung erschien:
„Ueber einen neuen Schiffbaren Canal im
Ungerland, mittelst dessen die Donau
mit der TheiĂź am vortheilhaftesten ver-
bunden werden kann. Uebersetzt von
Nicolaus S tancov i ch " (Szegedin
4803, Urban GrĂĽnn, 8"., mit einer
Tafel); — »^. na^M?- n^/s^ns/« a
d. i.
Patriotische Betrachtungen über die Noth»
wendigkeit der ungarischen Sprache in
Ungarn (Szegedin 4806); — ^ 5 9
5665-26/^ (Szegedin 4807),
davon auch die lateinische Ausgabe:
äs kunäo pu'dlioo in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon