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296 Vilhar
durck und durch deutle Erziehung. Da
aber um die Zeit, als erzu denken be<
gann, die nationalen Agitationen ihren
Anfang nahmen und Blei weis, Ein»
spiel er, Toman und Andere das
Banner des „geknechteten Slovenen»
thums, welches nacb Befreiung lechzt",
hoch stattern ließen, glaubte auch er an
eine Knechtung seines engeren Vater»
landes und fühlte sich verpflichtet, als
Sohn seiner Nation der verlassenen sich
anzunehmen, der niedergetretenen seine
geistige und materielle Hilfe zu widmen,
und dies that er nach drei Richtungen,
als Poet, als Pol i t iker und als
Compositeur. Er verlegte sich nun
mit allem Eifer auf seine Muttersprache,
und da deutsche Bildung vorangegangen,
begann er zunächst mit slovenischen 3ie«
dem, in welchen er nach dem Ausspruche
der krainischen Kritiker zwar von Anderen
übertroffen wurde, aber immerhin Ver»
dienstliches leistete. Ein kleiner Theil
dieser Lieder wurde gesammelt und her»
ausgegeben, ein anderer erschien in Zeit»
schriften zerstreut, und Vieles befindet sich
wohl noch ungedruckt in seinem Nachlasse.
Vor Allem gab er im Jahre 4831 den
„H?ore>iskl Ho/s^aT-cN", d. i. Sloveni»
scher Kalender, heraus; dann veröffent-
lichte er: ^es?n/", d. i. Lieder (Laibach
1860); — „^'i/Ha^ee-s z>?-s ^—I'«,
d. i. Vilhar'sche Funken, Heft t—3
(Agram 1863), welche einige theils
Original', theils übersetzte Theaterstücke
enthalten, und zwar: ^Detel^g^, d. i.
Vas Kleeblatt, Lustspiel in einem Auf-
zuge; — „Hupan", d. i. Der Bürger-
meister, Lüstspiel in zwei Aufzügen, und
^iloxol«, d. i. Der Philosoph, Lustspiel
in zwei Aufzügen, dann eine Uebersetzung
(aus dem Deutschen) des französischen
Lustspiels: „Une partie pi^uet^ welches
durch die Wiedergabe nach einer anderen Uebectragung statt aus dem Original
^ stark abgeschwächt erscheint, und ^Iervus
I^teliilösk", d. i. Servus, Herr Stutzerl,
^ Lustspiel; — „Faö//«ck", d. i. Frosch-
^ lieder (Agram 486ö), unter welchem
^ unschönen Namen Vi lhar eine Samm-
lung Epigramme zusammenfaßte, die
! ihres trivialen Charakters wegen von
der Kritik zurückgewiesen wurden. Das
^ Beste leistete Vi lhar in seinen lyrischen
^ Gedichten, deren mehrere in den Volks-
! mund übergegangen sind, wie: „^c.
^l-a^ioe-i" und ^
. von denen ein Kritiker schreibt,
' daß sie in allen Landern Sloveniens —
! er bleibt uns aber die Namen derselben
^ schuldig, denn wir kennen nur ein Land
z dieses Namens, nämlich Krain, von den
^ nationalen Fanatikern zu Slovenien ge-
^ stempelt — von Groß und Hlein, von
! Alt und Jung gesungen werden, das
Bürgermädchen wie den einsamen Wan-
derer erheitern, ja auch zu ben stamm-
verwandten Croaten uud Serben bis an
die untere Save und Donau vorgedruw
! gen sind, so daß nur ein einziges süd-
^ slavisches Lied: ^X^pi-c^'". von Ienko,
! sie überholt hat und sich einer größeren
! Ausbreitung rühmen kann, da es bei
,^ allen slavischen Stämmen Oesterreichs
^ völlig eingebürgert, ja selbst in Rußland
^ wohlbekannt ist. Minder glücklich war
! V i lhar als Politiker, obgleich er als
! solcher mit einer Energie vorging, die
^ einer besseren Sache würdig gewesen
wäre. Er wurde in den ersten krainischen
Landtag, dann aber nicht wieder gewählt.
Nun wirkte er in privater Thätigkeit auf
politischem Gebiete. Mit Neujahr 1863
machte er den ersten Versuch, ein slo-
venisches Parteiblatt, den „A'Hpi-^",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon