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Violand Violand
den Gegenstand" das Begehren auf Ab-
stimmung darüber, ob der Schluß der
Verhandlung stattfinden solle, ob nicht?
Das Begehren wurde verneint und in der
weiteren Begründung aller im Grunde
doch nutzlosen Anträge fortgefahren.
Hier sei nun noch nebenbei bemerkt, daß
-ein Brief Kudlich's anVioland uns
Aufschluß gibt, wodurch Ersterer zur
Stellung seines denkwürdigen Antrages
eben bewogen wurde. Die betreffende
Stelle des Briefes finden wir im zweiten
Bande von Moriz Smetö' „Das Jahr
4848. Geschichte der Wiener Revolu-
tion" S. 496 in der Anmerkung. Als
endlich über zwei am 30. August ein-
gebrachte Collectivanträge, von denen
der eine die Entschädigung als Princip
aufstellte, der andere dieselbe in der
Schwebe belassen wollte, am folgenden
Tage die Abstimmung folgte, erhob stch
der oberöfterreichische Abgeordnete Franz
Peitler und rief: „Wenn man die
Abstimmung darüber zugäbe, so sei für
die Bauern die Hauptschlacht verloren",
worauf Umlauft einen weiteren Protest
einbrachte und mit der Erklärung schloß:
„daß er und seine Gesinnungsgenossen
sich alles Abstimmens enthalten und ihren
Tommittenten sogleich mittheilen würden,
daß heute der Beschluß der gänzlichen
Aufhebung der Gutsunterthänigkeit und
aller Lasten gefaßt worden sei", welchem
Proteste sich Violand und mit ihm
Füster, Scherzer und Schuselka an«
schloffen. Als Kossuth am 18. Sep-
tember, zu jener Zeit, da der Einbruch
Ielacio's aus Kroatien in Nngarn der
ganzen Situation in letzterem Lande eine
eigenthümliche Beleuchtung gab, im
ungarischen Parlamente den Antrag
stellte: „Schicken wir Gesandte nach
Wien, aber nicht an den Verrätherischen
Hof, sondern an das Volk", wurde eine ! Absendung von zwölf Deputirten —
darunter Deg.k, Eötvös, Szemere,
!der blinde Wessel4nyi — beschlossen,
^ welche im Reichstagssaale zu Wien die
! Anträge und Beschwerden der ungarischen
> Nation und die Vermittelung der Volks-
! Vertretung Oesterreichs zwischen Kro.ie
^ und Volk, zwiscken Croaren und Ma>
! gyaren ansprechen sollten. Die magya-
! rische Gesandtschaft erschien, von fort»
! währenden Iubelrufen der Menge be-
! gleitet, in Wien und kam dann vor dem
^ Abgeordnetenhaus^ an, in welches ihnen
^ aber Präsident Strobach den Eintritt,
' gestützt auf einen Paragraphen der Ge>
! schäftsordnung, entschieden verweigerte.
' Daraus entsprang anfangs ein Tumult,
! an diesen schloß sich eine erregte Debatte,
! in welcher Violand mit Brestel,
Goldmark, Schuselka und namentlich
^ Löhner, der mit seinem meisterhaften
! Vortrage und seiner demonstrativen
! Abfertigung der slavischen Gelüste die
Palme des Tages davon trug, für die
Magyaren ins Treffen rückte, jedoch ver«
geblich, denn nach einer stürmischen Ver»
Handlung wurde am folgenden Tage mit
ecner Mehrheit von 78 Stimmen die Ab»
Weisung der Magyaren ausgesprochen.
Der 6. October war herangekommen, die
verruchte Ermordung Latour's ge<
schehen, der Reichstagspräsident Stro-
bach fehlte in der Versammlung, deren
Thätigkeit nie nothwendiger war, als in
den erschütternden Verhältnissen, die nun
folgten. Da traten denn die im Reichs-
tage anwesenden Abgeordneten auf An-
trag Löhner.'s zusammen, erklärten sich
in Permanenz, bestimmten, daß Smolka
wahrend derselben präsidire, und daß in
Rücksicht auf die Lösimg aller Bande und
das in Brüche gegangene, nicht zusammen»
sindbare Ministerium ein Sicherheitsaus'
schuß für Wien und die ganze Monarchie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon