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Visconti (Familie) Visconti (Familie)
cont i , dcn er früher ob einer Verschwörung,
die derselbe gegen ihn anzettelte, aus Mai»
land verjagt hatte, brachte er wieder auf seine
Seite und entsendete ihn gegen seinen Onkel
Lucchino, welcher aber seinem Gegner be
Paraoiago am 20. Februar 1339 eine Nieder
lagc beibrachte. Einen anderen Oheim, Namens
Marcus, dessen Ehrgeiz und Popularitä
er fürchicte, ließ er während eines Gastmahls
ermorden. — 7. Als Azzo. erst 37 Jahre
alt, starb, folgie ihm 1339 sein Oheim
Lucchino (gest. 24. Jänner l349). der dritte
Sohn Matthäus' des Großen und älterer
Bruder Johanns, zugleich mit Letzterem,
welcher Erzbischof von Mailand war, in der
Regierung. Aber Lucchino führte fast allein
dieselbe. Grausam und unerbittlich gegen Alle,
die ihm verdächtig erschienen, hielt er anderseits
die Soldaicsca und den übermüthigen Adel
im Zaume, wahrte den Frieden im Inneren,
rief die Verbannten zurück und bemächügte
sich der Städte Parma, Asti, Locarno, Tor«
tona und Alessandria und g'ng eben daran,
Bologna und Genua zu erobern, als er, von
seiner Gemalin ^labMi Fieschi vergiftet, starb.
Sie kam dadurch den strengen Maßregeln
zuvor, welche er gegen sie, ihres zügellosen
Lebens wegen, zu nehmen beschlossen hatte.
Als sie in der Folge eingestand, daß die von
ihr geborenen Kinder nicht von Lucchino
seien, verloren diese das Erbrecht. — 8. Jo-
hann (gest. 1354), der vierte Sohn Ma i '
th äuö' des Großen, seit 1329 Erzdischof von
Mailand, übernahm nun nach dem Tode
seines Bruders Lucchino die Zügel der
Regierung, welche er schon 1339 mit ihm
gemeinschaftlich angetreten, aber stillschweigend
ihm gänzl,ch überlassen hatte. Er vergrößerte
den Besitz, indem er von Giovanni Pepol i
Bologna erwarb und 1333 zum Nachtheile
Roms Genua unterwarf. Als Johann im
Sterben lag. theilte er die Herrschaft unter
dic drei Söhne seines Bruders Stephan,
des fünften Sohnes Matthäus' des Großen:
Mat thäus It., Galeazzo und Bar»
nabo. — 9, Matthäus I I . behielt für sich
Monza, Lodi, Piacenza, Parma und Bologna;
aber sein Neffe Giovanni d'Oleggio entriß
ihm 1353 auch diese. Im nämlichen Jahre
starb er, von seinen Brüdern vergiftet. Er
war ein grausamer Fürst, dem keine Thräne
nachgeweint wurde. — 10. Galeazzo I I .
(grb. 1319, gest. 1378), sein Bruder, erhielt
für sein Theil l^mo. Novara. Vercelli,
Asti, Tort^>na und Alkssandria, womit er selbst spatcr noch Piaccnza, Bobbio, Wonza
und Vigeoano vereinigte. Als ihn Venedig
und dessen Verbündete angriffen, führte er.
da er, immer kranklich, sich selbst an die Spitze
seines Heeres nicht stellen konnte, den Krieg
durch Eondottieri, welche seine Unterthanen
bedrückten. Ueber die beispiellose Grausamkeit
Galeazzos berichten die „Blätter für litera-
rische Unterhaltung" in ihren geschichtlichen
Miscellen: „Wie Galeazzo I I . die Tema»
gogcn straff" ^183.). S. 423. — 11. Nar-
nabo (gest. 1383), Bruder Mat thäus ' I I .
und Galeazz os-II., mit welchen er zu»
gleich die Regierung von Mailand führte,
vereinigte mit seinem Erbe Creniona, Ccema,
Bergamo und Brescia, später noch Lodi und
Parma. Er war in verschiedene Kämpfe uer«
wickelt, aus denen er sich theils mit List,
theils durch siegreichen Erfolg herauswand.
Um 1379 theilte er seinen Besitz unter seine
fünf Söhne. Aber von seines Bruders Ga-
leazzo I I . Sohne Johann Galeazzo,
der allein regieren wollte, wurde er, ehe cr
Argwohn schöpfte, überfallen, und in einem
Kerker auf dem Üastell von Trezzo cinge«
sperrt, starb er an Gift. Obgleich grausam
und ausschweifend — er besaß viele natür«
liche Kinder — war er dcch ein Gönner der
Wissenschaften, an seinem Hofe lebte P c«
trarca. auf dessen Rath er die Universität
von Pavia stiftete. — 12. Johann Ga-
leazzo (geb. 1347, gest. 4. September 1402),
ein Sohn GaleazzoS II.» folgte 13"»
seinem Vater in der Mitregicrung und ist
eigentlich der erste Herzog von Mailand.
Nachdem er sich durch Verrath der Person
und der Länder seines Oheims Barnabo
bemächtigt hatte, schüchterte er dessen Söhne
so ein. daß diese flohen und ihm 1383 dic
ganze Herrschaft von Mailand überließen.
1387 fügte er seinem Bcsitze noch Vicenza
und Verona hinzu, riß mit beispielloser Trcu>
losigkeit alle Staaten des Herzogs von Padua,
an sich. mußte sie aber 13W wieder zurück«
geben; überzog 1390—1392 Bologna und
Florenz mit Krieg und bemühte sich. ein
Königreich Italien zu schaffen, ohne jedoch
dieses Ziel zu erreichen. Von Kaiser Wenzel
e.kaufte er mn eine beträchtliche Summe für
sich und seine Nachkommen den Herzogstitel
von Mailand und bildete 1395 dieses Herzog»
thum aus den Gebieten von Mailand. Vi»
cenza. Verona. Feltre, Belluno. Bassano,
AcezZo und Sarzana, denen er srärer durch
Eroberungen noch Pisa, Siena, Perugia.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon