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Vockel Vockel
würdigen Kette von ausgezeichneten
Landwirthen, welche von Zdaunek im
Hradischer Kreise Mährens unter Frei«
Herrn von Kaschnitz ihren Anfang
nahm und sich zunächst blos durch diesen
Kreis zog, dann aber nach allen Seiten
durch die anderen Gebiete bis tief nach
Ungarn hinab verlief. An jener Gebirgs»
kette, an und auf welcher die durch land-
wirthschaftliche Cultur so rühmlich be>
kannten Besitzungen und Güter Litten-
tschitz, Hoschtitz, Zdislawitz, Zborowitz,
Zdaunek, Wexek, Kwassitz, Napagedl,
Mallenowitz, Zlin, Blauda, letzteres
namentlich in Bezug auf seine vorgerückte
Forstcultur, und andere liegen, bildete
sich schon in den Neunziger-Jahren des
vorigen Jahrhunderts, zwar nicht nach
Form und Statut, aber äe laoto ein
zwangloser Verein zur Beförderung der
Waldzucht, des Ackerbaues, der Vieh-
zucht und insbesondere ein so thätiger
Schafzüchter>Verein, wie ihn in
gleicher Lebendigkeit und Forschungslust
keine zweite Gegend in Oesterreichs und
Deutschlands Fluren gleichzeitig auf»
weisen kann. Die Berathungen dieses
Vereines gestalteten sich von selbst. Wir
lassen nach den Worten eines Landwirthes
die anmuthende Mittheilung, wie dies
Alles so einfach und doch so segensreich
kam, an dieser Stelle folgen: „Die
Schwiegersöhne besuchten den Vater
Kaschnitz zu Zdaunek, die Verwandten
sich gegenseitig, die Freunde und Wiß-
begierigen den Freund und Forscher
Freiherrn von Geißlern in Hoschtitz.
Jeder zündete seine Kerze an dem Lichte
des Anderen an, wenn er dort, wo es
für ihn dunkel war, klarer sehen wollte.
Selbst im vertraulichen, zur Kurzweil
und zum Ergötzen arrangirten Spiele
ward der Landwirthschaft nicht vergessen.
Andere spielen um Spielmarken und geben diesen eine willkürliche Bedeutung
iin Gelde, wenn sie ihre Geschäftssorgen
auf einige Zeit mit allen ihren Qualen
in den Hintergrund drängen wollen. I n
Zdaunek und seinen benachbarten Schlös-
fern war nicht selten in jener Periode der
dämmernden wissenschaftlichen Schafzucht
im Eifer des Spieles der Preis desselben
irgend ein ausgezeichnetes, Pan's Söhnen
nach seinen Leistungen wohlbekanntes
Schaf. Vockel, wie Augenzeugen be.
richten, gewann im Conversationsspiele
von seinem Schwiegervater Kaschnitz
manches werthvolle Mutterschaf, manchen
Widder, den er in anderer Weise um
keine Geldsumme aus dessen Stalle ge-
bracht hätte." Gar fruchtbar ist der geistige
Boden an jener landwirtschaftlichen
classischen Berglehne, an welcher auch
das schöne Zdislawitz liegt, für die Nahe
und für die größte Ferne geworden.
Während Rudolvh Andr6 i^Bd. I,
S. 37^ bei seiner Rückkehr aus Sachsen
im Februar 1821 öffentlich in den „Oeko-
nomischen Neuigkeiten" versicherte, dort
wisse man in den ersten Schäfereien noch
nichts von individuell eingeleiteter Paa«
rung, von Descriptions', Sprung' und
Ablämmerungsregistern, von einer An»
leitung der Schäfersleute zu besserer
Pflege des Schafes, dort sinde man noch
das Mengvieh des Hirten unter der
Heerde des Herrn, dort würde mit den
Merinos bei Nacht gepfercht, waren in
den Schäfereien jener classischen Gegend
um Ho schlitz, Zdislawitz und Zdaunek
schon mit Beginn dieses Jahrhunderts
jene Grundsätze und Verfahrungsarten
in der höheren Schafzucht gemeinüblich,
von welchen, jedoch nicht in der Bedeu-
tung des Tadels, eine Feder in den
„Oekonomischen Neuigkeiten" behauptete,
Rudolph Andre habe sie durch seine
im Jahre 18 l 6 erschienene Anleitung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon