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Vortel M scher
lill", nach einem Stiche von Sa d e le r,
dar. Auf derselben waren das Orange
im Gewände Christi, das B lau in
jenem Marias und das Violet t in
jenem Gottvaters seine Farbenentdeckuw
gen. Eine andere Glastafel zeigt die
schone Philippine Welser mit dem Erz-
herzog Ferdinand, über Beiden das
Wappen von Tirol. Beide Bilder erregten
durch ihren Farbenschmelz großes Auf-
sehen, und schon glaubte man damals,
das im Laufe der Zeit verloren gegangene
Geheimniß der alten Glasmaler, den
Farben Glanz und Feuer zu verleihen,
sei wieder gefunden, was jedoch unserem
Künstler erst später gelang. 1826 erhielt
Vortel mit seinem Collegen Sche inert
den Auftrag, die Weinbergvilla des da-
maligen Königs von Sachsen mit einem
Glasgemalde zu schmücken, bei welcher
Gelegenheit alle bisherigen Errungen»
schaften in dieser Kunst in Anwendung
gebracht werden sollten. Er selbst stellte
zwei Bildnisse österreichischer Regenten,
dann die zwei Flußgötter der Donau
und Elbe dar; die Bildnisse der zwei
Sachsenfürsten und das Medaillon mit
der Madonna sind von Scheine rt.
1828 erhielt er wieder einen Ruf nach
Wien, um, da Mohn mittlerweile ge>
storben war, die Reihe der Glasgemälde
in Larenburg, welche noch auszuführen
war, zu vollenden. Auch hier erscheint
meist nur Mohn als Künstler genannt,
wahrend in Wirklichkeit ein großer Theil
der Gemälde Vörtel 's Arbeit ist. 182!)
ging Letzterer nach München, wo er lange
Jahre arbeitete, unter anderen viele Ail<
der für Dr. Melchior Boisser6e meist
nach altdeutschen Gemälden, darunter
vier Fensterflügel mit acht Aposteln nach
Meister Wi lhelm von Köln, die übrigen
nach van Eyk, Heml ing, Johann von
Mehlem, Hugo van der Goes. Alle diese Bilder sind auf einzelnen Glas-
tafeln ohne Bleiverbindung copirt und
von seltener Farbenpracht und zeigen
eine zarte, reine und sichere Behandlung,
Einfachheit und Wärme der Töne. Von
anderen Glasbildern Vörtel 's nennen
wir: Madonna del Sisto nach Raphael,
Madonna nach Mur i l l o , aus der
Galerie von Leuchtenberg, Fenster mit
Christus und den Aposteln für die Fürsten-
capelle in Meiningen u. m. a. Die Be-
reitung der Schmelzfarben und des Fluffes
ist seine Erfindung, auch löste er durch
die schwierigsten und nicht ungefährlichen
Versuche die Aufgabe, alle Farben mit
dem Pinsel auf weißes Glas aufzutragen
und einzuschmelzen. Dabei war er als
Privatmann ganz auf sich selbst ange»
wiesen. Namentlich seine spateren Werke,
sind von seltener Schönheit. Die Zahl
seiner kleineren Bilder ist eine ziemlich
bedeutende. Aber bei seinen Versuchen,
insbesondere mit dem Farbenschmelz,
hatte der Künstler durch Einathmung ge-
fährlicher Gase seine Gesundheit geopfert.
Um sich zu kräftigen, brachte er den
Winter 1842 auf 1843 im südlichen
Tirol und den Herbst des letzteren Jahres
des milderen Klimas wegen in Stuttgart
zu, aber ohne Erfolg, denn schon im
Herbst 4844 wurde er in der Vollkraft
seiner Jahre — er zählte deren erst K0 —
vom Tode dahingerafft. I n der Geschichte
der neueren Glasmalerei behält er eine
bleibende und hervorragende Stelle.
Porträt. Gemalt ui.'n dem Dresdener Hof<
maler Vogel uon Vogel stein in dessen
Sammlung von Bildnissen berühmter Men-
schen, welche über ein halbes Tausend umfaßt.
Mschcr, Heinrich Leopold (Lant>
schaft sm aler, geb. in Wien im Jahre
4830, gest. in der Wiener Landes-
Irrena nstalt am 1., nach Anderen am
2. Februar 1877). Er zeigte schon in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon