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des Urbinaten geschickt verkleinert und
sorgfältig gestochen, aber noch immer
nicht so glücklich aufgefaßt, um es nicht
künftigen Stechern zu ermöglichen, noch
vollendetere Blatter zu liefern. So
wollen gewiegte Kenner an seinen Stichen
nach Raphael rügen, daß er in den
Umriffen dieses großen Meisters nicht
immer zart genug und andere Male
wieder zu wenig scharf sei. Auch finden
sie, daß seine Behandlung mitunter zu
rauh, daß das spröde Material sich hie
und da zu sehr bemerkbar mache, ja daß
die Halbschatten an manchen Stellen zu
schwer und undurchsichtig und die dunklen
Stellen zuweilen ungenügend. Nichts
desto weniger sind seine Blätter im hohen
Grade beachtenswerth, und dies umso-
mehr, als vor ihm der Kupferstich na>
mentlich in Italien sehr im Argen lag
und durch ihn erst zu einer eigentlich
künstlerischen Bedeutung gelangte. Mit
seinem Geschäftsleiter, dem Schweizer
Künstler du C r o s , in Verbindung
brachte Volpato, auf dem Continent
der Erste — denn in England liegen schon
frühere, aber wenig gelungene Versuche
vor — farbige Blätter in den Handel, I n
diesen sind die Umrisse geätzt, und das
Uebrige ist durch die Nadel leicht an-
gedeutet. Von derartig vorbereiteten
Platten wurden dann Abdrücke gemacht
und letztere in Wasserfarben sorgfältig
ausgemalt. Man rühmte solchen Blat-
tern ganz besondere Schönheit nach,
wovon sich aber wirkliche Kenner nicht
täuschen lassen, und wenn solche Farben»
stiche als Zimmerschmuck — von einiger
Ferne besehen — ihre Wirkung gewiß
nie verfehlen, als Werke wahrer Kunst
können sie ebenso wenig in Betracht
kommen, wie heutzutage noch so schöne
Chromolithographien gegenüber dem
Originalölbild. Unter allen Umständen
o. Wurzbach. biogr. Lexikon. I.?. IM'dr.: trug Volpato durch seine Stiche und
namentlich durch jene nach Rap ha r -
schen Gemälden ungemein viel zur Ver-
breitung eines besseren Geschmackes in
Sachen der Kunst bei. Es wäre eine
müßige Aufgabe, hier eine Parallele zwi'
schen ihm und späteren Meistern, wie
Amsler, Thäter und Anderen zu
zlehen. Zu seiner Zeit stand er auf einer
hohen Stufe, und wenn seine Stiche
nach Raphael nicht immer den künst»
lerischen Höhepunkt erreichen, so liegt die
Schuld oft in nicht geringem Maße an
dem Zeichner, so vor Allen an Tofa»
nel l i , der, wie er auch zu seiner Zeit
wegen der Schönheit seiner Zeichnungen
— namentlich jener in Kreide — ge-
rühmt wurde, es doch namentlich bei den
Raphael'schen Bildern mit der (5orrect«
heit der Form — worin eben der Urbi-
nate so groß ist — nicht immer sehr
genau nahm und auch auf den charak-
teristischen Ausdruck, welcher gerade bei
Raphael noch heute einzig in feiner
Art und unübertroffen ist, nickt immer
streng genug eingeht. Volpato wurde
über 70 Jahre alt, aber trotz seines hohen
Alterü ist, wenn man die Größe vieler
seiner Blätter in Betracht zieht, seine
Thätigkeit noch immer eine großartige.
Wir verzeichnen zuerst seine größeren
Werke, welche immer eine Folge von
Blättern seiner Hand enthalten, und
lassen dann die einzelnen Blätter folgen.
Mit dem großen Canova sBd. I I ,
S. 255 l^ war Volpato innig befreundet,
und der berühmte italienische Bildner
ließ es sich nicht nehmen, das Andenken
des Hingeschiedenen Freundes durch ein
Denkmal seines Meißels zu verherrlichen
Dasselbe wurde einige Jahre nach Vol«
pato's Tode, 1808, in der Vorhalle der
j Kirche St. Apostoli zu Rom aufgestellt
l und stellt die Freundschaft trauernd an
!0. Febr. lä8ö.1 l8
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon