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überdies einige poetische Werke heraus,
deren Titel sind: „M^oHns ^issms
l7t/a?-s^6") d. i. Illyrische National-
lieder, wie solche im Steirischen, Kraini-
schen, Kärnthnerischen und im Süden
Ungarns gesungen werden (Agram
1839, 8"., XXXI und 204 Seiten)'.
Hz'c« ,^ d. i. Rosenäpfel. Eine Liebes»
gäbe für die Geliebte (Ugrarn 1841,
3. Gaj, 8"., 138 S.)'. — „6/asi H- H«-
ö^a^-s ^s7-a??i7is^s"> d. i. Töne aus dem
Zeraviner Walde <Agram 1841, 3. Gaj,
8"., 138 S.), und «<3«F/6 ? /amö^e",
d. i. Geigen und Tamburinen (Prag
1845, 8"., 147 S.). Nach seinem Tode
gab die Na.tio6 il-^i-ska seine gesammten
Dichtungen in vier Bänden (1861),
zweite Auflage 1864, heraus, welchen
ein fünfter folgen sollte, zusammengestellt
aus seinem reichen literari schen Nachlaß,
der sich bei der Satins vorgefunden hat.
Derselbe enthielt eine Menge Original-'
und übersetzte Arbeiten und überdies die
größere Abhandlung: „Ueber die Na»
tionaltrachten der Slovenen". Unter
seinen Uebersetzungen finden sich deren
aus allen europäischen Literaturen. Die
slavischen Literarhistoriker stellen Vraz
sehr hoch, sie gaben ihm einen Platz
unter den ersten slavischen Poeten und
räumen ihm große Verdienste um die
Entwicklung der croatischen Literatur ein.
Als Erotiker steht er unbedingt hoch,
wenngleich es den Anschein hat, als habe
er in seinen Liebesgedichten (Nosenäpfel)
bei Saphir 's „Wilden Rosen" manche
Anleihe gemacht. Auch als epischer
Dichter versuchte sich Vraz, und seine
Balladen und Romanzen sind ziemlich
volksthümlich geworden. Daß er sich
auch mit den romanischen Literaturen bekannt machte und einige schönere
Stücke daraus übertrug, kam nur seinen
eigenen Dichtungen zu Statten, weil er
dadurch in nicht geringem Maße seinen
Styl rundete, denn seine Thätigkeit als
slovenischer Poet begann er eben mit
Uebersetzungen einiger Sonette Pe-
trarca's, verschiedener spanischer Poe-
ten und einzelner Dichtungen Lamar-
tine's. Wissenschaftlichen Werth, na-
mentlich für Forscher im Gebiete des
slavischen Volksliedes, besitzt seine ober-
wähnte Sammlung „illyrischer" Volks-
lieder, wie er dieselben in Krain, Kärn-
then, Steiermark und im südlichen Ungarn
unmittelbar aus dem Volksmunde hörte.
Durch diese Sammlung kam er auch in
brieflichen Verkehr mit Anton Alexander
Grafen Auersperg (Anastasius Grün),
der sick selbst mit stooenischen Volks-
liedern und einer Uebertraguug derselben
ins Deutsche beschäftigte. Aber die Cor>
responden; endete mit einer Dissonanz,
was bei V raz's keineswegs amnuthender
Gemüthsart nicht gerade Wunder nimmt.
Am 8. September 1880 fand in unseres
Schriftstellers Geburtsorte öerovec ein
Erinnerungsfest statt, indem an jenem
Hause, in welchem er als Sohn schlichter
Landleute das Licht der Welt erblickte,
eine Gedenktafel mit Angabe seines Ge»
burts- und Sterbetages enthüllt wurde.
Dieser Feier folgte ein Symposion, ein
Festconcert u. s. w. in Friedau, einem
steirischen Städtchen, wobei es zu einer
Verbrüderung zwischen den anwesenden
Slovenen und Croaten kam. Eine poli-
tische Demonstration jedoch, auf welche
es bei dieser Enthüllungsfeier vielleicht
abgesehen war, unterblieb, weil die
eigentlich tonangebenden Persönlichkeiten
in Agram und Laibach nur durch ihre
Abwesenheit glänzten. Des S t a n k o
Vraz ' Dichterruhm kommt durch den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon