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Rudolph 40 123 Wagner, Rudolph 40
tiger literarischen Scandals. Valdeck
erwiderte diesen Angriff Saphir's mit
einem in der „Ostdeutschen Post" erschie-
nenen Schreiben, welches die „Presse"
s1836, Nr. 33^ abdruckte, und nun ent-
brannte der Streit, in dessen Einzel-
heiten wir uns, um Wiederholungen zu
vermeiden, hier nicht weiter einlassen^
Wir verweisen nur auf die Biographien
Saphir Md. XXVII I , S. 220, 221
und 223: I I I . Saphir-Scandale^j und
Ludwig Julius Seml i t sch sBand
XXXIV, S. 84^, welche diese Kranken-
geschichte der Wiener nachmärzlichen
Journalistik ausführlicher behandeln.
Fortan war nun Valdeck als Feuilleto-
nist und Theaterreferent der „Ost»
deutschen Post", spater der „Presse"
steißig thatig und seine geistvollen Kri-
tiken wurden, da er kein Blatt vor den
Mund zu nehmen pflegte, mit Span»
nung erwartet und mit großer Begierde
gelesen. I n einer Charakteristik der
Wiener Journalisten, welche damals
im Jahre 4836 in der „Pesth.Ofener»
Zeitung" erschien und Michael Klapp
Mand XII , Seite 10^ zum Verfasser
hatte, wird Rudolph Valdeck ein
Mann genannt, „der die Reflexion in.
oonoioto ist". Es heißt dann weiter
von ihm: „er erinnert uns stets an ein
breites Strombett, dem nur das Wasser
fehlt; er hat viel Bildung, einen feinen
Blick, scharfe Beobachtungsgabe, aber
kein Leben! sein Wesen ist trist, ver«
stimmt, oder vielmehr ganz ohne Stim<
mung, er scheint viel im Leben gelitten
zu haben. Sein männlicher Kopf er»
innert an mittelalterliche Bilder voll
charakteristischer Züge, aber ohne jene
Thatkraft und energische Spannung,
sein Gang ist schleppend, seine Rede ohne
Metall, aber er muß einst ganz anders
gewesen sein". Gewiß ist es, daß An« dreas St i f f t sBd. XXXIX, S. 1^ und
Wagner-Valdeck zwei ganz besondere
eigenartige Typen der Wiener Journa-
listik sind, welche Beide ebenso wenig als
Semlitsch käuflich, aber vielleicht von
Voreingenommenheit gegen Diesen und
Jenen nicht immer frei waren. Als Val-
deck spater, nach Eingang der „Ost-
deutschen Post", zur „Presse" überge-
treten war, bezeichnete man — neben
anderen Artikeln, als deren Verfasser er
sich nannte — ihn auch als den Autor
der komischen Anzeigen, Rügen, Ver-
besserungsvorschlage, welche im „Local-
anzeiger" letztgenannten Blattes im
Jänner 1863 erschienen, und unter
denen wir die köstlichen Glossen über
das oder die Schilderhauschen an der
Ferdinandsbrücke besonders hervorheben
müssen. Von Zeit zu Zeit sprang er aus
seiner journalistischen Ruhe, mit welcher
er oft ganz wuchtige Keulenhiebe ver»
setzte, durch eine Erklärung oder sonst
eine Ansprache an das ?. ^. Publicum
heraus, wie im Jahre 1863, als sich ein
Rechtsanwalt zum Paladin des schönen
Geschlechtes auf Kosten Wagner.Val«
deck's machte, welcher dann den edlen
Ritter in einer Erklärung („Presse"
1863, Nr. 409) in ganz exemplarischer
Weise abführte. Später trat Wagner-
Valdeck zur „Neuen Freien Presse"
über, in welcher sein Feuilleton am
13. November 1867: „Ueber die Bit»
düng unserer katholischen Geistlichkeit"
den Staatsanwalt veranlaßte, diese
Nummer des Blattes mit Beschlag zu
belegen. Die Schritte, welche er gegen
dieses Erkenntniß und die ganze weitere
gerichtliche Procedur unternahm, be-
leuchtet er dann in einem ausführlichen
Artikel l„Neue Freie Presse" 1868,
Nr. 1332). Noch mehr Aufsehen erregte
eine Vorlesung, welche er am 19. De»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon