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Mahliß 140 Mahlmann
dürfen, so ist unser Industrieller seines
Zeichens Porcellanmaler, was sich wohl
mit dem Industriezweige, dem er im All-
gemeinen sich zuwendet, ganz gut ver-
einen läßt. Seine Niederlage ist eine
permanente keramische Ausstellung, in
welcher vor Allem die nunmehr so man»
nigfaltig gewordene heimische Produc»
tion, sowie die ersten Porcellanfirmen
und Fayenciers Englands, Frankreichs
und Deutschlands in großartiger Weise
vertreten sind, und in welcher man also
das Neueste und Schönste, was auf
diesem Gebiete der Tag bringt, zu finden
sicher sein kann. Herr von Vincent i ,
dem wir in seinen „Wiener Briefen",
welche die „Allgemeine Zeitung" seit
Jahren bringt, die inhaltvollen und
höchst interessanten Mittheilungen über
das Wiener Kunstleben und Kunst-
gewerbe verdanken, gibt einen ausführ»
lichen Bericht über das Wahliß'sche
Porcellanhaus in der Kärnthnerftraße
und die kunstgewerblichen Prachtstücke
aller Art, welche dasselbe enthält. Auch
auf die keramische Malerei — Porcellan
wie Fayence — hat Wahl iß ermuthi«
genden Einfluß ausgeübt. Bisher waren
die Engländer und Franzosen diejenigen,
denen das Primat auf diesem Felde ein-
geräumt werden mußte. Anker und
Ramier führten für den Pariser Fayen-
cier Deck, Coleman für den Engländer
Minton Prachtstücke und Schmuck-
schusseln aus, letztere oft nur zu bezahlen,
wenn sie mit Gold gefüllt waren.
Deutschland und Oesterreich leisteten bis
dahin auf diesem Gebiete kaum Rennens»
werthes. Wahliß hat nun auch darin
eine förmliche Umwälzung hervorgebracht.
I n seiner Niederlage sieht man die so
beliebten böhmischen Elfenbein-Fayencen,
jene von Cilli und Olomutschan, die
Durer und Teplitzer Majoliken, zu denen er selbst die Modelle geliefert, und eine
Gruppe: „Krieg und Frieden", die kein
Geringerer als T i lgn er Md. XI^V,
S. 432^ modellirt hat; ferner die so styl-
voll behandelten Cremesayencen und
Goldbrocatgefäße aus der Fünfkirchener
Fabrik Zsolnay. Durch Wahliß ist die
gebrannte Thonmasse — Fayence —
wieder zu Ehren gebracht worden. Die
Glasur deckt die gemeine Herkunft des
Kernes, der viel knetsamer ist für deco-
rative Zwecke als die spröde Kaolinmafse,
welche den Kern des chinesischen Por-
cellans bildet. Endlich hat Wahliß
auch im Gebiete der Porcellanmalerei,
welche, seit die berühmte Wiener kaiser-
liche Porcellanfabrik aufgelassen — was
nebenbei bemerkt eine Schmach für
Oesterreich, das ein großartiges Institut
eingehen ließ, wahrend Frankreich, das
sparsame Sachsen und das noch spar-
samere Preußen die. ihrigen aufrecht er-
halten — im völligen Niedergange be-
griffen war, in fördernder Weise gewirkt.
Er hat Platten und Prachtgefäße mit
Copien nach Gemälden aus dem Belve»
dere hergestellt, in welchen die techni-
schen und malerischen Bedingungen in
harmonische Eintracht gebracht, nichts
zu wünschen übrig lassen. Wahliß
dürfte im Industriezweige der Keramik
gegenwärtig im Kaiserstaate wohl die erste
I Stelle einnehmen.
Al lgeme ine Ze i tung (Augsburg, 4".)
28. September 1880. Beilage Nr. 272.-
„Nimer Briefe" 6XXIV. Von u. V.
Wllhliß, siehe auch: Wallis und
Wallisch.
Wahlmann, Eleonore (dramatische
Künstlerin, geb. in Klagenfurt am
4l. April 1843). Ein Theaterkind. Der
Vater, ein Wiener, und die Mutter, eine
Hamburgerin, Beide Schauspieler, stan-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon