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144 Mahrmann.
Stunde wieder aus dem Hause ver>
schwand, verstimmte den Grafen der
art, daß er beschloß, mit Beginn der
Fasten 4784 die Wa hr'sche Gesellschaft
aufzulösen. Unser Schauspieldirector pri-
vatisirte nun abwechselnd in Prag und in
Elbogen. Da mit einem Male berief ihn
Graf Nostiz, der ihn 1784 nicht eben zu
gnädig entlassen hatte, 4787 wieder zur
Uebernahme des Theaters, worauf am
1. April 1788 der Vertrag zwischen
Wahr und dem Grafen ordnungsmäßig
zu Stande kam. Ersterer machte dem
Pnblkum die Uebernahme der Direktion
in einer eigenen Denkschrift bekannt, in
welcher er die Ansichten darlegte, von
denen er ausgegangen war, als er sich
nach längerem Ueberlegen dazu ent«
schloffen hatte. Wir verweisen dieserhalb
wieder auf Teuber's mehrerwähntes
Buch. Aber die Kriegsereigniffe an der
türkischen Grenze, die welterschütternden
Nachrichten aus Frankreich, dann 1790
der Tod der Erzherzogin E l i s a b e t h
uud Kaiser Josephs , infolge dessen
bei der Landestrauer das Theater für
längere Zeit geschloffen wurde, waren
von sehr nachtheiligen Folgen für das-
selbe, und nach mancherlei Wechselfällen
kam im August 1790 die Leitung an den
Operni'mpresario Guardasoni. Nach
dem am 21. April 1794 erfolgten Tode
des Grafen Franz Anton Nostiz ging
das Theater an deffen Sohn Grafen
Friedrich über, dem es endlich gelang,
das Eigenthumsrecht desselben an die
böhmischen Stände zu übertragen, welcher
Wechsel am 9. April 4798 stattfand.
Wahr wirkte nun als Regisseur und
spielte das Helden- und Charakterfach.
1799 finden wir ihn nicht mehr unter
dem Personale, und er entschwindet ganz
unseren Blicken. Auch als dramatischer
Autor hat er gewirkt, und sind von seinen Bühnenschriften bekannter geworden die
Lustspiele „wweilnng als Pflicht" und „Nie
Freunde". Als Schauspieler, wenn er auch
in der ersten Zeit seines Auftretens als
solcher hie und da auf Widerstand stieß,
war er im Ganzen vorzüglich. Mit vor»
theilhafter äußerer Erscheinung verband
er ein ausdrucksvolles edles Spiel, eine
sorgfaltige Mimik, eine richtige Decla-
mation und das Vermögen, die Charak-
tere im Sinne der Dichtung zu schaffen.
Er mochte welch immer eine Rolle spielen,
er drückte ihr den Stempel der Wahrheit
auf. Sein Hauptverdienst aber ist es,
daß er durch seine Wandertruppe, welche
er nur gute Stücke darstellen ließ, in den
Provinzen Oesterreichs den Sinn für
edleren Geschmack in Bühnenleiftungen
weckte und so mitwirkte, den Hanswurst
wenn nicht ganz von der deutschen
Bühne zu verbannen, so doch deffen Ein»
fluß auf ein geringstes Maaß einzu»
schränken.
Chronologie des deutschen Theaters (Leipzig
l774. 8".) ^ . 240. 301, 313 und 349. —
Gallerte von teutschen Schauspielern und
Schauspielerinnen der älteren und neueren Zeit
(Wien 1785. 8".) S. 232. — (De 3uca).
Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien
1??8. von Trattner. 8".) I. Bandes 2. Stück.
S. 391. — Teuber (Oskar). Geschichte des
Prager Theaters (Prag 1883. gr. 8".) I. Theil,
S. 338 u. f.; II. Theil in den Capiteln I I ,
I I I , VII und XI.
Parträt. Unterschrift: „Karl Wahr".
Qu. Marck so. Kupferstich. 8".
Wahrlich auch Warlich von Nubna,
siehe: Varleich von Vubna Md. x^ ix ,
S. 280^.
Wllhrmanil, Iehuda (jüdischer Ge>
lehrter, geb. zu Pesth 1793, gest.
daselbst am 13. November 1868). Ein
Sohn des Rabbiners Israel Wahr-
mann (gest. 182?), über welchen die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon