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Mahrmann. Iehnda ) Iehudn
folgende Skizze handelt, besuchte er das
Gymnasium in Pesth und hörte unter
Schedius XXIX, S. die
philosophischen Studien. Mit besonderer
Vorliebe pflegte er die hebräische Sprache,
in deren wissenschaftliche Durchforschung
er sich ganz vertiefte. I n den Zwanziger-
Jahren begab er sich nach Prag, dem da«
maligen Hauptsitze jüdischer Bildung in
Oesterreich, und dort erschienen auch seine
ersten exegetischen Versuche in den Jahr-
büchern Nach Pesth
zurückgekehrt, setzte er daselbst seine Stu-
dien fort, und damals erschien sein erstes
selbständiges Werk:
llder System der Tropen. AlZ Neitrag zum äZthe-
tischen Verstand ms 2 r der hrbräiöchrn Bprachr in
drei AbLchnitten: 1, Aeber OntZtehung nnt>
Nildung der Trafen; '). Ueber dir Tropen in der
PlleLie; 5. Vebrr die Erllpen in der Prusa"
(Ofen 1836, 8^.), dasselbe enthält werth»
volle rhetorische, poetische und Hermeneu-
tische Untersuchungen und Abhandlungen
über biblische und talmudische Themata.
Nachdem - er sich 1833 mit Seraphiue
Schlutzker aus einer Iaroslauer jüdi-
schen Familie vermalt hatte, lebte er bis
1840 im Hause seiner Schwiegereltern.
Ein ihm angetragenes Kreisrabbinat-
lehnte er entschieden ab. Die Verhält-
nisse in politischer wie in socialer Bezie-
hung, in welchen zu jener Zeit die gali-
zischen Juden lebten, sagten ihm und
seiner Gattin nicht zu und wurden zuletzt
so unerträglich, daß die Eheleute be-
schloffen, nach Nngarn zu übersiedeln.
I n Miskolcz associirte sich Wahrmann
mit einem verwandten Kaufmanne, der
den Tuchhandel betrieb; da aber dieses
Geschäft nicht nach Wunsch ging, zog er
1842 nach Pefth und befaßte sich daselbst
mit der Oelraffmerie, aber auch da ging
es wenig besser. Die energische Gattin
raffte nun die Trümmer ihres Vermögens zusammen und flüchtete damit nach Ofen,
wo das Leben billiger war. Dort über-
nahm Wahrmann
israelitischen Schule die Leitung der
und entwickelte
die ersprießlichste Thätigkeit. Das Jahr
1848 lockte ihn wieder nach Pesth, aber
unter den Stürmen der Revolution
verlor er den Rest seines Vermögens.
Nun bewarb er sich in seiner Vater»
gemeinde um eine Dajansstelle, welche er
auch erhielt und bis an seinen Tod be-
kleidete. Wahrend seiner Amtirung als
Dajan versah er auch einige Jahre die
Stelle des Religionslehrers am Gymna-
sium. Als er die Mangelhaftigkeit und
Unbrauchbarkeit der vorhandenen israeli-
tischen Religionsbücher erkannte, bear-
beitete er eine „Mosaische
Anm Gebrauche fnr höhere Schulen" (Pesth
1861, Kilian, VI und 483 S., 80.),
welchem Werke im nächsten Jahre das
Buch „l i"^' . i n (O<^tli ^okuäg.). Rio-
saizche AeliyiDnsIehre iin Äusznge" (Pesth
1862, Kilian, VI und 183 S., gr. 8".)
folgte. Fachmänner zählen dieses Werk
in Hinsicht der Vollständigkeit, der wissen«
schaftlichen Haltung und des dasselbe
durchdringenden religiös-philosophischen
Geistes zu den besten Erscheinungen auf
diesem Gebiete der jüdischen Literatur.
Ein anderes umfangreicheres Werk, eine
erweiterte Umarbeitung des oberwähnten
„Systems der Tropen" in deutscher
Sprache, in welchem er sämmtliche rheto»
rische und poetische Figuren und Tropen,
die in der Bibel vorkommen, theoretisch
behandelt, durch Beispiele erläutert, und
welches einen Schatz exegetischer und
ästhetischer Bemerkungen, sowie neue
Erklärungen dunkler Bibelstellen ent-
hält, hat er in Handschrift hinterlassen.
Viele hebräische und deutsche Aufsätze
exegetischen und religiös-philosophischen
Inhalts veröffentlichte er in verschiedenen
u. Würz dach, diogr. Lerikon. ^11. sGedr. 23 Juli 10
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon