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Malisee Wallsee
Schulmann in des Wortes vollster Be
deutung. Mit der Gabe eines vollen
deten Vortrages verband er reiches
gründliches Wissen, ein ungemein sym
pathisches, ihm die Herzen seiner Zuhörer
von vorneherein gewinnendes Aeußere
und warme Vaterlandsliebe. Sein für
die Jugend und den Staat zu frühes
Hinscheiden wurde allgemein tief beklagt
Noch wahrend seiner lehramtlichen Thä-
tigkeit in Teschen (1863) hatte sich
Wallnöfer mit Antonie geborenen
Spon vermalt, aus welcher Ehe ihn
drei Kinder überlebten.
Stolz (Friedrich Dr.). „Vi-. Paul Wall.
nüfer. k. k. Schulrath und Gymnasialdirector,
Nekrolog" (Innsbruck 1884, Wagner, 12«.)
^vorher im „Voten für Tirol und Vorarl
berg" 1884. Nr. 273).
Wallsee, siehe: Samt Iulien-Wallsee
I M . XXVIII , S. 8^ .
Wllllsee, Heinrich (Journalist und
Schriftsteller, geb. zu Lomnitz in
Mähren am 9. Jänner 4849). Von
Jüdischen Eltern. Er widmete sich nach
beendeten Studien der Journalistik und
ging nach Wien, wo er bei verschiedenen
Blättern, so bei dem „Neuen Wiener
Tagblatt", der „Presse", dem „Fremden-
blatt", dem „Extrablatt" und der „Neuen
Freien Presse" als Mitarbeiter thätig war.
Als solcher im Ganzen nur wenig ge-
kannt und selten genannt, ging er im Som-
mer 1876 als Kriegscorrespondent des
letztgedachten Journals nach dem südli-
chen Kriegsschauplatze. Da die Kriegscor-
respondenten in das Lager der serbischen
Armee nicht zugelassen wurden, so ver-
brachten dieselben — vierzig an Zahl,
darunter nicht weniger als dreißig Fran»
zosen — ihre Zeit theils in Belgrad,
theils in Semlin, an welch letzterem Orte
sie dann im Kaffeehause eines gewissen Kasparides ihre Kriegscorresponden-
zen fabricirten. Wallsee jedoch aus
Verdruß darüber, daß er von dem Lager
bei Zaitschar sich unverrichteter Dinge
zurückziehen mußte, gerieth auf den
sonderbaren Einfall, auf der ersten Tele»
graphenstation bei Zagodina die Nach»
richt von seinem Tode und der Verwun-
düng zweier französischer Collegen nach
Wien zu telegravhiren. Daselbst entstand
großer Alarm über die „serbischen Bar-
baren". Nuir wurde das österreichische
Consulat in Bewegung gesetzt und auch
der serbische Minister Risti6 in Mitlei-
denschaft gezogen, und als dieser nach
allen Weltgegenden telegraphirte und die-
Sache ernstlich untersuchte, stellte es sich
heraus, daß Wallsee lebe und wohl«
auf mit den beiden Franzosen nach Sem-
lin gegangen sei. Die Hoffnung, den
ganzen Sachverhalt zu verheimlichen,
wurde durch den Kriegscorrespondenten
des „Neuen Pester Journals" vereitelt,
welcher als Dolmetsch des einen der
Franzosen — der andere war bereits
abgereist — der Vernehmung Wallsee's
bei dem österreichischen Consul beiwohnte
und entrüstet über diese unzeitgemäße
Mystisication einen Bericht über dieselbe
seinem Blatte zum Abdruck mittheilte.
Das tragikomische Nachspiel einer Keilerei
bei Kasparides und des von sechzehn
im Hotel „Europa" zur Berathung über
die scandalose Mystisication versammel»
ten Kriegscorrespondenten gefaßten Be>
schlufses, daß Wallfee mit dem Corre»
spondenten des „Neuen Pester Journals"
sich duelliren müsse, ist in den unten an-
gegebenen Quellen dargestellt. Ob das
Duell stattgefunden, darüber schweigt die
Geschichte. Wallsee ist zur Zeit als
Feuilletonist und Correspondent sowie als
dramatischer Dichter thätig. Von seinen
Schöpfungen als letzterer verzeichnen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon