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Manhal Manha!
Wiener, namentlich vornehmen Kreisen
eines ausgezeichneten Rufes als Compo»
siteur, wurde, da er überdies von an»
genehmer Gestalt und in seinem Be»
nehmen ebenso fein als anstandig war,
in Hausern der vornehmen Wiener Fa-
milien als Musiklehrer sehr gesucht, ge-
wann dadurch Vermögen, welches ihn in
den Stand setzte, sich, wie wir oben
bemerkten, von der damals noch herr-
schenden Leibeigenschaft bei seiner Grund-
obrigkeit loszukaufen. Theils eigenem
Verlangen folgend, theils aufgemuntert
von Anderen, wendete er sich nun dem
Studium der italienischen Meister zu
und nahm, als ihm von einem seiner
vorzüglichsten Gönner, dem Freiherrn
von Riesch, der Autrag gestellt wurde,
ihn kostenfrei nach Italien reisen
zu lassen, denselben freudigst an. So
begab er sich mit hinlänglichen Geld-
mitteln und Empfehlungsbriefen seines
Gönners und eines anderen Musik»
freundes, des Grafen Erdädy, auf die
Reise. Er besuchte nun Venedig, wo er
längere Zeit verweilte, mit Gluck in
Verbindung kam und mit großem Eifer
die Erlernung der französischen und ita»
lienischen Sprache betrieb. Von Venedig
ging er nach Bologna, daselbst erwarb
er mit seinen Kompositionen großen Bei»
fall und die Ehre, dem damals dort an«
wesenden Kaiser Joseph vorgestellt zu
werden. Nun setzte er seine Reise über
Florenz nach Rom fort, wo er fünf
Monate verweilte. I n der ewigen Stadt
schrieb er auch die zwei Opern „II
triou5o äi Olelio" und ^voinolontti"
nach Texten von Metastasio und er-
freute sich bei dieser Arbeit der Rath«
schlage des berühmten Componisten Flo«
rian Leopold Gap mann ^Bd. V,
S. 96^>, der sich zu jener Zeit in Rom
aufhielt, mit der Composition einer größeren Oper beschäftigt, für welche ihm
Wanhal auch einige Arien schrieb. Nach
zweijährigem Aufenthalte in Italien
kehrte Letzterer nach Wien zurück, um
eine sehr vortheilhafte Stelle bei Frei»
Herrn Riesch anzutreten. Diese Absicht
wurde vereitelt, da er mit einem Male
in eine schwere Gemüthskrankheit verfiel.
Merkwürdiger Weise aber machte ihn
diese nicht ganz unfähig zum Arbeiten,
wie wir dies aus folgender Stelle in
Karl Burney's Tagebuch seiner musi«
calischen Reisen erfahren: „Der zweite
Theil des Concertes (es ist das zu Dres-
den bei Osborn unter der Direction
von Bezozzi gespielte gemeint) sing
mit einer unvergleichlichen Symphonie
von Wanhal an, die sein entflammter
Geist in den glücklichen Augenblicken ge«
boren hatte, da seine Vernunft weniger
vermochte als sein Gefühl". Nach mehr-
monatlichem Leiden wieder genesen, fand
er in der graflichen Familie Erd 60 y
die wohlwollendste Theilnahme und
Unterstützung. Mit ihr reiste er auch zu
wiederholten Malen auf ihre Güter in
Ungarn und Croatien. Dieses freund«
liche Verhältniß war dem Künstler um
so nöthiger, als sein geistiger Zustand
doch noch immer möglichster Schonung
bedürfte und ihn für längere Zeit an
gewohnheitsmäßiger Arbeit hinderte. So
hatte Wanhal noch von Zeit zu Zeit
Visionen, in denen er himmlische Erschei-
nungen sah, deren Mahnungen er strenge
befolgen zu müssen glaubte. Als er in
einer solchen Vision von dem Geiste, der
ihn besuchte, den Befehl erhielt, seine
Kompositionen, als Erzeugnisse sinnlicher
Gelüste, den Flammen zu übergeben,
erfaßte er eine große Anzahl seiner Quar»
tette und verbrannte sie alle. AUmälig
aber kam sein Gemüth völlig zur Ruhe,
nur eine gesteigerte Frömmigkeit und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon