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Weber, Friedrich Dionys (l7) Weder, Friedrich Dionys (!7)
Opernorchester nur aus 27 Personen
bestand und nun Tanzmusiken aller
Art mit einem Orchester von 30 Personen
ausgeführt wurden. Zugleich mit diesen
Tanzcompositionen, die seinen Namen in
den weitesten Kreisen bekannt machten,
schrieb Weber zahlreiche Gelegenheits-
compositionen, die zu festlichen Anlässen
bestimmt waren und seinen Ruf nur ver»
stärkten. 1796 trat der damals 23jährige
Künstler mit dem ersten großen Werke
auf. Die Prager Universität hatte be-
schlossen, den Geburtstag des Kaisers
Franz I. in besonders glänzender Weise
zu feiern, und forderte aus diesem An<
lafse unseren Meister auf, eine von Pro-
fessor Me inert ^Bd. XVI l , S. 28 i^
eigens zu diesem Zwecke gedichtete Can«
täte in Musik zu setzen. Dieses Werk,
aus zwei Abtheilungen bestehend, führte
den Titel: „NöiMenZ Errettung durch den
Helden NaN, Or^ hc^ag mn Oesterreich" und
wurde nebst einem allgemein bekannten
und beliebten Nationalliede der Böhmen,
zu welchem auch Me inert den Text
verfaßt und Weber die Musik gesetzt,
am 12. Februar 1797 im Theater von
einem aus vierthalbhundert Musikern
bestehenden Orchester unter unseres
Meisters eigener Leitung zur Aufführung
gebracht und die Einnahme den Witwen
und Waisen der bei Teining, Schwarzen«
feld, Amberg und Kernach Gebliebenen
gewidmet. Der Erfolg war ein so gün-
stiger, daß eine Wiederholung des gelun»
genen Tonwerkes am 29. Apr.il stattfand.
Hier sei eines nicht uninteressanten Mo»
mentes gedacht: welche Wandlungen gute
Lieder manchmal erfahren. Das von
M e i n e r t gedichtete oben erwähnte
Volkslied beginnt: „Gott erhalte unsern
König". Die von Weber dazu compo-
nirte Musik hatte so glücklich den Volks-
ton getroffen, daß es seither ein Lieb» lingslied der Böhmen geblieben und auch
ins öechische übersetzt ward. Nun aber
wurde Weber's Melodie, obwohl ver»
stümmelt, einem Volksliede zum Lobe des
h. Wenzeslaus unterlegt und als solches
in der Folge gesungen. Auch Lieder haben
ihre Schicksale. Bald sah sich Weber
von seinen Freunden aufgefordert, sich
auf dramatischem Gebiete zu versuchen,
und es entstand für ein Liebhabertheater
die Operette „Ner Miidchenmurkt", mit Be»
gleitung des Quartettes und des Piano»
forte. Die sehr beifallige Aufnahme,
welche dieser erste Versuch fand, ermun«
terte ihn zu einer Arbeit, die den
Titel „(t.'MMll alter der Urieg nm Nebe",
Oper in zwei Acten, führte und zweimal
als Concert mit einstimmigem Beifall
gegeben wurde. Später schrieb er zu
dieser Operette einen zweiten Theil, be«
titelt „Nie gefundene Perle". Es wird be«
fremden, daß diese so beifällig aufgenom»
menen Arbeiten nicht zur Darstellung
auf der Bühne gelangten. Doch hatte
dies seine Gründe: erstens bestand zu
jener Zeit in Prag nur eine italienische
Oper und der Zustand des deutschen
Singspiels war ein so erbärmlicher,
daß Weber den mehr als mittelmäßigen
Kräften desselben sein Werk nicht anver»
trauen mochte. Als dann 1810 die Mag-
naten Böhmens zur Hebung der Musik
den Entschluß faßten, sich zu einem Ver-
eine zusammenzuthun, welcher den Titel
„Verein zur Beförderung der Tonkunst
in Böhmen" führte, und ein Conserva-
torium der Musik in Prag zu errichten,
wurde Weber, der damals bereits einen
bedeutenden Ruf als Musicus hatte, zum
Director der neuen Lehranstalt erwählt
und zugleich beauftragt, einen den ört«
lichen Verhältnissen entsprechenden Lehr-
plan auszuarbeiten, und nachdem derselbe
angenommen worden, ihn auch zur Aus»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon