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Weidmann, Joseph 269 Weidmann, Joseph
lers Erdenwallen"; er wanderte, und
zwar zunächst nach Salzburg, dort mußt
er, wie der Director
sich ausdrückte, seines
martialischen Gesichtes wegen- di<
Tyrannen spielen. So tyrannisirte er dre
Jahre lang die Salzburger, bis er 1763
ein Engagement nach Prag annahm. Er
weilte kaum drei Monate daselbst, als
der berühmte Spaßmacher Lipperl das
Zeitliche segnete. Die günstige Gelegen«
heit wollte er nicht unbenutzt vorüber-
gehen lassen, er wendete sich nun dem
komischen Fache zu und trat in der von
ihm selbst verfaßten Posse: „Lipperl, der
verliebte Laternbube" in der Titelrolle
auf. Die Aufnahme, wrlche der höchst
glückliche Versuch von Seite des Publi
cums fand, war eine außerordentliche;
Weidmann's trockene Komik wirkte;
aber Publicum, Darsteller und Director
sind verschiedene Factoren, der Director
wollte keine höhere Gage zahlen, und
Weidmann wollte mit der bisherigen
niederen nicht weiter spielen, und so ver-
lor das Prager Publicum den Komiker,
der es so sehr ergötzt hatte. Er war kein
volles Jahr in Prag geblieben und begab
sich nun, 1766, nach Linz, wo er sich
völlig in das Fach des damals so belieb-
ten Spaßmachers Kurz<Bernardon
einspielte und durch fünf Jahre, während
er sich selbst bildete, die Linzer auf das
köstlichste ergötzte. 17? l ging er nach
Gratz; aber daselbst gerieth er in die
Feffeln der Iiebe; ein weibliches Mit-
glied der, Gesellschaft hatte es ihm ange-
than; als er sich aber bald mit der Ge-
liebten entzweite, erklärte er dem Direc-
tor: mit dieser Person nicht mehr spielen
zu wollen; und als der Director ihn
dennoch dazu zwingen wollte, nahm er
die Post und ging nach Wien. Daselbst,
4772, fand sich, als er ankam, kein Platz
für ihn, das komische Fach, das er spielen sollte, war besetzt und so blieb er ein
ganzes Jahr unbeschäftigt, das er aber
nicht unbenutzt vorübergehen ließ, da er
sorgfältig sich fortbildete und durch Be>
such des Theaters die Wirkungen der
Kunst studirte. Nach Jahresfrist wurde
er für das Fach der komischen Alten,
affectirten und grimacirten Liebhaber,
Bonvivants und für sonstige komische
höchst carikirre Rollen oder für ländliche
Charaktere engagirt; dabei mußte er
auch zuweilen in der Operette in Ge-
sangsrollen aushelfen.^ Es war eben eine
günstige Zeit für die Bühne, die aus der
bisherigen Niedrigkeit einer Volksbude sich
zu einem Kunstinstitut umzuwandeln be°
gann. In der Rolle des Cavalier
Arnold in Goldoni's von Weiß»
kern übersetztem Lustspiele „Pamela"
trat Weidmann zum ersten Male, und
zwar mit dem günstigsten Erfolge auf.
Mit jeder neuen Rolle faßte er festeren
Fuß und wuchs in der Neigung des
Publicums. Bald war er deffen aus»
gesprochener Liebling, was nicht ohne
günstige Folgen für seine Stellung blieb.
Im Jahre 1776 nahm Kaiser Joseph
die Bühne unter seinen besonderen Sämtz
und erhob sie zum k. k. Hof» und Na»
tional-Theater, l779 übertrug er die
Leitung derselben einem Ausschuß von
fünf Regisseuren, welche in dieser Stel-
lung wechselten, und in die Reihe der»
selben wurde Weidmann für 4783
und 1786 aufgenommen. Als noch in
letzterem Jahre in den Gemächern, welche
zur kaiserlichen Hofloge führen, auf Be-
fehl des Kaisers eine Porträtsgalerie
der berühmtesten Schauspieler errichtet
ward, in welcher dieselben im Costume
ihrer Hauptrollen dargestellt wurden, fand
neben Brockmann, Lange, Müller,
Prehauser, Steigentesch, Weiß-
ern auch Weidmann in der Rolle
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon