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Weimann Weinacht
größeren Städten ausstellte, wo sie all-
gemeine Bewunderung erregte. Sowohl
die ^dee, welche diesem Werke zu Grunde
liegt, als die ganze Construction dessel-
ben ist Weimann's ausschlieĂźliches
Eigenthum. Das Ganze stellt eine Kirche
mit zwei GlockenthĂĽrmen und eine Uhr
in der Wtte dar. Im Hintergrunde
erblickt man das Flachbild einer Land-
schaft. Die Uhr zeigt auĂźer den Stunden
und Minuten auch den Tag und Monat,
den Eintritt und die Dauer der Jahres-
zeiten an' ferner veranschaulicht sie die
Bewegung der Erde um die Sonne, die
jedesmalige Stellung der Erde zum
Thierkreise und den Lauf und die
Phasen des Mondes. Ueber der Land-
schaft, die ihren Typus nach den Jahres-
zeiten ändert, geht die Sonne täglich zur
entsprechenden Zeit auf und unter. Mit
dieser Darstellung aus dem astronomisch-
physicalischen Gebiete steht in dem Uhr-
werke noch das folgende Automatenspiel
in Verbindung. Jede Viertelstunde schrei-
ten die zwölf Apostel, abgeholt von einem
Hahn, der auf der Galerie unter der Nhr
gleichsam Wache hält, über die Galerie,
durch ein und dieselbe sich öffnende und
wieder sich schlieĂźende Pforte aus- und
eingehend. FrĂĽh, Mittags nnd Abends
läutet ein Knabe auf emem der Thürme
das „Ave Maria". Dann kniet vor der
Kirche ein Weib nieder, faltet die Hände,
und ein Knabe zieht, den Hut. Ist das
Lauten verklungen, so nehmen Weib und
Knabe ihre ursprĂĽngliche Stellung wieder
ein. Um zehn Uhr Vormittags wird in
der Kirche Mefse gelesen und um vier Uhr
Nachmittags der Segen gehalten. Glocken,
geläute von beiden Thürmen ladet dazu
ein' nun fĂĽllen die BetstĂĽhle in der
Kirche sich mit Leuten, der Priester er»
scheint, verrichtet die kirchlichen Bräuche
der Messe, geht jetzt zur rechten, dann!
v. Wurzb ach, biogr, Lexikon. I^IV. ^ zur linken Seite des Altars, hebt die
Hostie, dann den Kelch empor, wendet
sich um, breitet die Hände ans u. s. w.
Nach dem Gottesdienst, der vom Orgel-
spiele begleitet wird, entfernt sich Alles
wieder aus der Kirche. Sämmtliche Dar-
stellungen entwickeln sich, wenn man die
Uhr ihrem natürlichen Gange überläßt,
ohne Nachhilfe regelmäßig, und stimmen
die astronomischen Erscheinungen genau
mit der Wirklichkeit ĂĽberein. Wenn aber
der Mechaniker sein Werk den Besuchern
vorzeigt, so wird durch einen besonderen
Mechanismus der Uhrgang beschleunigt
und durch besondere Vorrichtungen die
oben beschriebene Vorstellung in einer
Stunde durchgefĂĽhrt. Nach einer unserer
Quellen wäre Joseph Weimann
seines Zeichens Uhrmacher in Königgrätz;
eine andere macht aus ihm einen Son»
derl ing, bleibt aber die Gründe schul»
dig, warum sie ihn so nennt. Doch nicht,
weil er ein ebenso schönes als merkwür-
diges Kunstwerk ohne fremde Beihilfe
zusammengesetzt und dadurch ein mecha-
nisches Kunstgenie bekundet hat, das nur
selten vorkommt?
T heater 'Zeitung. Von Adolph Bäuerle
(Wien. gr. 4".) i858. Nr. i88. S. 78i. —
Rum bĂĽrg er Anzeiger (Localblatt. 4".)
1837. Nr. 36: „Eine neue Kunstuhr". —
Neue Zeit (OlmĂĽtzer Lomlblatt) t857,
Nr. 2U2: „Ein mechanisches Kunstwerk". —
Buz ener Zei tung, 1864, Nr. 183: „Gine
kunstvolle Uhr".
Eines Malers Weimann — ohne Angabe
des Taufnamens — gedenkt Franä T s
ch i s ch k a
in seinem Werke: „Kunst und Alterthum in:
österreichischen Kaiserstaate" S. 12l, indem
cr unter den Altalblättern der Kirche des
Ttifteö St. Florian eine „heilige Anna" von
Weimann anfĂĽhrt, welchen KĂĽnstler wir
bei Nagler und in anderen Werken ĂĽber
Kunfi und KĂĽnstler Oesterreichs vergebens
suchen.
Wcillllcht, Matthäus (Priester der
Gesellschaft Jesu, gcb. zu Schwezko-
20. Juni 188«.^ 2
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon