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rik's eine Commission eingesetzt zur Her»
stellung einer ordentlichen Terminologie
für die sechischen Schulen. Um sich
über den jeweiligen Stand und die
stetige Entwickelung der öechischen Lehr-
anftalten durch den Augenschein zu über-
zeugen, besuchte W enzig von Zeit zu
Zeit die Schulen des ganzen Landes.
Auch um den Stand des Unterrichts-
wesens im Allgemeinen kennen zu lernen,
erhielt er höheren Orts die Erlaubniß,
den Lehrerversammlungen in Kosen,
Braunschweig, Eisenach, Hannover,
Altenburg und sonst in Deutschland bei-
zuwohnen, wo er überall, indem er den
Deutschenfreund spielte, Theilnahme und
freundschaftliche Aufnahme fand und
Verbindungen mit bedeutenden Päda-
gogen und Schulmännern anknüpfte.
Nach der darauf erfolgten Aufhebung
des Landesschulrathes wurde er mit dem
Titel eines Schulrathes zum Director der
k. k. öechischen höheren Realschulen er>
nannt, welches Amt er mit einer seltenen
seine Üechisirungspläne fördernden und
befestigenden Ausdauer versah. Bei dem
nun folgenden Umschwünge in den poli»
tischen Verhältnissen des Kaiserstaates
sah er seiner öechisirenden Praxis mit
einem Male einen Damm gesetzt, und er
konnie seine pädagogischen Pläne nur
noch theoretisch verwerthen und that es
auch in einer Reihe von Flugschriften,
wie: „Betrachtungen eines Oefterreichers
über das kais. Handschreiben vom 9. Sep-
tember 1837", „Grundideen der Erzie»
hung im nationalen Charakter", „Sach-
unterricht und Sprachübung, Vor«
schlag zu einer anderen Betreibung der
deutschen Sprache", , Neber die Schulen
Oesterreichs, mit Hinblick auf die Grund-
ideen der Erziehung mit nationalem
Charakter, welche vier Schriften als Bei-
träge zur Pädagogik im ö auch in eechischer
Sprache erschienen. Diese Schriften aber
erregten in den damals maßgebenden
Kreisen nicht die von Wenzig beabstch-
tigte Wirkung, vielmehr wurde ihm die
Veröffentlichung solcher Arbeiten, als
mit seiner Stellung als k. k. Beamter
unvereinbar, rügend und mit der Bemer-
kung vorgehalten, er trete darin weniger
als Lehrer, denn als Verführer der
Jugend auf. Da nun im amtlichen
Berufe vorderhand seine agitatorische
Thätigkeit lahm gelegt war, versuchte er
es auf anderem, aber weit dankbarerem
Felde: er betrat das parlamentarische
Gebiet; erließ sich 186l im Königgrätzer
und Nehanicer Wahlkreise in den böhmi»
schen Landtag wählen und kam noch im
nämlichen Jahre zu-Prag in den Aus»
schuß der Gemeindeältesten, da und dort
die oechische Sache energisch vertretend.
Im Landtage agitirte er mit allen Mit»
teln, ebenso im Stadtverordnetencolle»
gium. Als am l l . September 1861 in
letzterem die Sprachen fragc in der
Volksschule zur Berathung gelangte,
eröffnete er die Debatte mit der Beiner»
kung: daß der Stadtrath von dem besten
Willen geleitet werde, dem öechischen und
deutschen Theile der Bevölkerung Prags
gerecht zu werden. Wenn etwas an den
Anträgen Mangelhaftes vorkomme, so
liege die Schuld nicht an dem guten
Willen, sondern nur vielleicht am Mangel
hinreichender Einsicht, und nun brachte
der Redner als Blasphemie auf das eben
Gesagte den Antrag: „Es möge an
sämmtlichen städtischen Pfarrhaupt' und
Trivialschulen, sowie auch an der Teyner
Hauptschule die böhmi sch e Sprache als
Unterrichtssprache, die deutsche
als Lehrgegenstand eingeführt wer-
den!" I n gleicher Weise agitirte er im
Landtage, und nach 22 im Ausschuß
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon