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Werner, Zacharias 7
EinfluĂ auf das leicht erregbare GemĂŒth
Werner ' s blieben. Diese waren
Mnioch und Hof fmann. Ersterer,
bei der preuĂischen Lotteriedirection in
Warschau angestellt, war ein begabter
Schriftsteller, dessen Ansichten sich mit
denen Weruer's begegneten, und dessen
freimaurerifche Ideen fĂŒr denselben be-
sonderen Anreiz ausĂŒbten. Ernst Theodor
Hof fmann, Verfasser der Phantasie-
stĂŒcke in Callot 'Ă€ Manier, lebte als
preuĂischer Regierungsrath in Warschau
â gleichsam dahin wegen einiger Sa«
tyren auf höhere Beamte verbannt â
und ĂŒbte ebenso durch sein excentrisches
Wesen, wie die Liebe zur Kunst, EinfluĂ
auf Werner. Im Verkehr mit diesen
beiden hochbegabten MĂ€nnern entfaltete
sich allmÀlig des Letzteren poetisches Ta-
lent, und damals entstanden seine beiden
dramatischen Dichtungen: zunĂ€chst âDie
Söhne des Thales" und einige Jahre
spĂ€ter âDas Kreuz an der Oftsee". (Die
bibliographischen Titel seiner Werke sol
gen auf Seite 82.) W e r n e r selbst
nannte beide Schöpfungen seine Nor-
mal' und Meisterwerke, die sozusagen die
Depots vorstellen sollten: jenes das
seiner Ideen ĂŒber menschliche Gesellig-
keit, dieses seiner religiösen Anschauungen
insbesondere; gleichsam eine vollstimmige
Symphonie, damit seine kĂŒnftigen Ar-
beiten nur Variationen einzelner darin
schon enthaltener Tacte sein dĂŒrften.
Auch wendete er sich damals einem
jungen Manne (Hitzig?), der als Refe-
rendarius bei der Warschauer Regierung
angestellt war und den Dichter, zu dem
er bewundernd emporblickte, als seinen
Herrn und Meister ansah, in liebevoller
Theilnahme zu und fand in dieser das,
was er in seinen drei Ehen und im Ver-
kehre mit Frauen jeder Sorte vergebens
gesucht. Als dieser junge Freund dann, j. Werner, Zacharias
naH Berlin versetzt wurde, nahm der-
selbe die oberwÀhnten zwei dramatischen
Werke dahin mit und verschaffte ihnen in
dem BuchhÀndler Sander einen Vei>
leger. Mittlerweile trafen unseren Poeten
zwei harte SchlÀge des Schicksals, welche
er lange nicht verwinden konnte und, da
sie an ein und demselben Tage ĂŒber ihn
gekommen, spÀter in einer Dichtung ver>
ewigte, die das Datum dieses unheil»
vollen Tages trug. Der Zustand seiner
in den letzten Jahren schon sehr leidenden
Mutter, an deren Krankenlager er bereits
1801 mit seiner dritten Frau geeilt war,
verschlimmerte sich immer mehr, und am
24. Februar 1804, am nÀmlichen Tage,
an welchem sein Freund Mnioch das
Zeitliche segnete, hauchte sie ihren lÀngst
getrĂŒbten Geist aus. Von diesem fĂŒr ihn
etitsetzlichen Tage nahm er nun den Titel
zu seinem spateren Schicksalsdrama:
âDer 24. Februar". Nachdem er den
NachlaĂ der Mutter, der ihn in den
Besitz eines Vermögens von etwa zwölf-
tausend Thalern brachte, geordnet hatte,
kehrte er im FrĂŒhjahr 1804 wieder auf
seinen Posten in Warschau zurĂŒck. In«
dessen richteten seine mittlerweile erschie»
nenen Dichtungen die Aufmerksamkeit
auf ihn und trugen dazu bei, daĂ er im
folgenden Jahre 1803 als geheimer Se>
cretĂ€r zum neu-ostpreuĂischen Departe«
ment in Berlin berufen wurde. Die
Sache aber hatte folgenden Zusammen»
hang. Schil ler war 1804 nach Berlin
gekommen, um dort, da ihn die knappen
VerhÀltnisse in Weimar wenig befrie-
digten, eine bessere Stelle zu finden. Als
er bei einem Zusammentreffen mit I f f»
land denselben um Lecture bat, erhielt*
er Werner's fĂŒr die BĂŒhne bearbeitetes
StĂŒck âDie Söhne des Thales", das
eben als Manuscript eingelaufen war.
nahm es mit, las es, auf das leb-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon