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sich mit deutschen Ofsicieren für ihre
Flotte zu versehen und suchte besonders
junge Hannoveraner, Mecklenburger und
Holsteiner höherer Stände zum Eintritts
zu bewegen. Damals wurde auch der
junge Wickede durch Vermittlung des
österreichischen Gesandten in Mecklenburg
als Seecadet für Seiner Majestät Kriegs-
marine gewonnen, er mußte sein Offi»
ciersexamen in italienischer Sprache
machen und erhielt dann 1832 das Ofsi>
cierspatent. Als Lieutenant anfänglich
längere Zeit in Venedig stationirt, erwarb
er sich bald einen geachteten Namen und
erbot sich 18.19, als die französische
Kriegsflotte Venedig bloquirte, mit noch
vier freiwilligen Matrosen, einen kleinen,
mit Schießbaumwolle beladenen Brander
in dunkler Nacht an das französische
Admiralschiff anzuhängen und dieses
damit in die Luft zu sprengen. Das
Schifflein lief auch wirklich aus, ward
aber von der heftigen Bora erfaßt und
umgeworfen, und Wickede konnte sich
mit seinen Matrosen nur mit äußerster
Noth durch Schwimmen an das Ufer
retten. Später war er mehrere Jahre
Ordonnanzoffizier des Erzherzogs Max,
damaligen Oberbefehlshabers der öfter»
reichischen Flotte. Als derselbe Kaiser
von Mexiko geworden, gedachte er seines
Ordonnanzofficiers mit besondererWärme
und sandte ihm seinen mexikanischen
Orden und noch andere Erinnerungs»
zeichen. I n der Folge commandirte
Wickede mehrere Jahre ein österrei»
chisches Kanonenboot, das zu Vermes-
sungsarbeiten und zur Verfolgung der
griechischen Seeräuber im griechischen
Archipel stationirt war. I n der sieg-
reichen Schlacht bei Lissa, 20. Juli 1866,
nahm er als Commandant des Kanonen-
bootes erster Classe „Dalmat" rühm-
lichen Antheil an derselben und wurde mit dem Orden der eisernen Krone
dritter Classe mit Kriegsdecoration aus»
gezeichnet. Siebzehn Jahre stand er be-
reits in Seiner Majestät Kriegsmarine
in Diensten, als die Gründung einer
deutschen Kriegsf lot te ihn und
noch mehrere Norddeutsche bestimmte,
den österreichischen Kriegsdienst zur See
mit dem deutschen zu vertauschen, und so
trat er 1867 mit seinem österreichischen
Rang und seinen Anciennetätsverhält»
nifsen in die Kriegsflotte Deutschlands
ein. Er befehligte hier zuerst die Segel»
brigg für die Schiffsjungen „Musquito",
wurde 1870 wahrend des Krieges mit
> Frankreich erster Officier auf der Panzer»
ftegatte „König Wilhelm", dem größten
Schiffe der Flotte, später Commandant
des Seecadetenschiffs „Niobe", machte
dann mit der Fregatte „Elisabeth" eine
zweijährige Reise um die Welt und be-
fehligte mit dem Range eines Commo»
dore das deutsche Geschwader, welches
1878 nach Nicaragua gesandt wurde, um
von der dortigen Regierung Genug»
thuung zu verlangen. Später zum
Contre- und darauf zum Vice«Admiral
befördert, war er mehrere Jahre erster
Commandant der Ostseestation der deut»
schen Kriegsflotte zu Kiel. Als solcher
arbeitete er auf Anordnung des dama-
ligen Marineministers von Stosch den
ersten Entwurf für die deutsche Seetaktik
aus und commandirte alljährlich die
größeren Manoeuvres der Panzerschiffe,
Fregatten und Torpedos in der Ost» und
Nordsee. Vice>Admiral von Wickede
war dafür bekannt, daß er sich bei seinen
Manoeuvres absichtlich Sturm und Nn<
weiter aussuchte, da seiner Ansicht nach
eine tüchtige Kriegsflotte bei jedem
Wetter und nicht bloß bei Sonnenschein
auf der ruhigen Rhede manoeuvriren
muffe. Wie er für sich selbst keine Scho»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon