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Winkler, Andreas 272 Winckler^ Anton
keit. Politisch ging er, so weit es sich
beurtheilen läßt, der Verfajsungspartei
angehörend, stets mit der Regierung.
Seine Stellung im Lande Krain ist keine
rosige. Die Abficht der kaiserlichen Regie-
rung: allen Nationen Oesterreichs ge»
recht zu werden, eine allgemeine Versöh-
nung der sich rivalisirend gegenüber-
stehenden Polyglotten Volksstämme des
Kaiserstaates herbeizuführen, ist eine
durch die Zeitströmung gebotene, und die
Weise ihrer Verwirklichung muß dem
Urtheile der Zukunft vorbehalten bleiben.
Von dem besten Willen beseelt, trat
Freiherr von Winkler an diese schwierige
Aufgabe in einer Zeit heran, in welcher
der Racenhaß immer kräftiger in die
Halme schoß, systematisch genährt und
von gewissenlosen Hetzern, meist Stre»
bern, die für sich daraus Capital
schlagen wollen, in einer Art gezüchtet
wird, daß die Realisirung des an>
gestrebten Zieles sich zu einem beinahe
geradezu unlösbaren Problem zu ge-
stalten scheint. Wenn Freiherr von
W i n k l e r in dem Bestreben, die
Regierungsmaxime: Gleichberechtigung
aller Völker, Vermeidung der Bevor»
zugung eines derselben, aufrecht zu
erhalten, auf unüberwindliche Schwie«
rigkeiten stößt und mit dem besten
Willen sich außer Stande sieht, alle
Ausschreitungen zu verhüten, so ist
die nächste Ursache eben in den obwal-
tenden Verhältnissen zu suchen. Daß
dann Uebergriffe, Gewaltthätigkeiten
der Parteien dem Leiter der Staats«
geschäfte zur Last gelegt werden, ist ein
ebenso natürlicher als erklärlicher Vor-
gang. Denn die politischen Blätter
bringen nie objective, fondern nach Farbe
und Stellung des Blattes zugestutzte
Parteiberichte, in welchen dann der
LandeSprasident nicht immer zum Besten wegkommt, und doch ist er als solcher
dem Kaiser und der Regierung ergeben,
bei den Beamten ob seiner Humanität,
Tüchtigkeit und unantastbaren Recht»
lichkeit beliebt, in der Bevölkerung
aber allgemein geachtet. Gewiß ist es
auch, daß Freiherr von W i n k l e r
diese in ungewöhnlich rascher Folge zurück»
gelegte glanzende amtliche Laufbahn eben
nur den hervorragenden Eigenschaften
des Menschen und Beamten, die in
den verschiedenen amtlichen Stellun»
gen und Aemtern, welche er beklei-
dete, zur Geltung gelangten, zu ver-
danken hat.
Reichsraths «Almanach für die Session
i873—4874. Herausgegeben von Siegmund
Hahn (Wien 1874. Verlag von Rosner.
42°.) S. l83.
Winckler, Anton (Mathematiker,
geb. zu Riegel bei Freiburg im Breis»
gau am 3. August 1821). Nachdem er
seine namentlich den mathematischen
Disciplinen zugewendeten Studien ab»
geschloffen hatte, legte er 1844 in Karls»
ruhe die Staatsprüfung im Ingenieur-
fache ab und erhielt unter acht Candi»
daten den ersten Platz. Von 1843 bis
1847 war er zunächst bei Professor Ni-
colai auf der Mannheimer Sternwarte
beschäftigt, dann aber setzte er an der
Berliner Hochschule unter den berühmten
Professoren I a c o b i , D i r i c h l e t
und Encke seine Berufsstudien fort.
Im December 1847 ernannte ihn das
großherzoglich badische Ministerium des
Innern zum supplirenden Lehrer der
höheren Mathematik und höheren Geo>
däsie an der polytechnischen Schule in
Karlsruhe, in welcher Stellung er bis
August 1851 blieb; von da ab bis 4853
hielt er stark besuchte Vorlesungen über
Mathematik und Mechanik am KarlS'
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon