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Minterh alter, Johann t
Fresken in der Bibliothek des Pramon-
stratenserstiftes Gerus; — zu Gamny in
der Iesuitenresidenz die Fresken in den
Gemächern. Win terh alter, von Natur
mit künstlerischen Anlagen reich begabt,
hat auch durch seine Lehrmeister, nament«
lich durch seinen Oheim, den Bildbauer,
und durch Mau iberisch sein Talent
tüchtig entwickelt, und seine Bilder über-
ragen durch Zeichnung, Gruppirung und
Farbe weit die in den Landkirchen befind-
lichen gewöhnlichen Gemälde, welche, da
die Mittel der Gemeinden nicht eben zu
groß sind, meist von untergeordneten
Malern ausgeführt zu werden pflegen.
Win terh alte r's Bilder, ebenso die
Oelgemälde, wie die Fresken, werden von
Kennern als in jeder Beziehung vortreff"
lich bezeichnet, und viele seiner Arbeiten
sind denen seines Melsters Maulbertsch
so ahnlich, daß sie für Werke desselben ge-
halten werden. Sehr täuschend malte er
Ärchitectur und Statuen Grau in Grau.
Auch Miniaturen von seiner Hand
sind vor«
Handen, und in der Sammlung, welche der
kunstsinnige Franz Joseph Graf Stern-
berg« Man der scheid zu Stande ge-
bracht, befanden sich mehrere Handzeich-
nungen W in te r h a l t er's religiösen
Gegenstandes, welche trotz ihrer manierir»
ten Composition geistreich aufgefaßt sind
und einen nicht gewöhnlichen künstleri»
schen Geist verrathen.
Annalen der Literatur und Kunst des In»
und Auslandes (Wien. Anton Doll. 8".)
Jahrg. l8l<>. Bo. I I I , S. 142. — Mensel
(Ioh. Georg). Archiv für Künstl.r... (Dres>
den i803) Bd. I I , S. 70 u. f. — Nagler !
(G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler- !
Lexikon (München 1839. C. A. Fleischmann. ,
8«.) Bd. XXI, S. 7l) u. f. - Wolny
sGregor P) . Kirchliche Tovogmphie von
Mähren, ogl. den Generalinder S. 34. —
(Ho rni a n r's) Archiv für Geschichte. Statistik.
Liierarur und Kunst (Wien. 4«.) Jahrg. <823. ^ Minterhalter) Joseph
Mnterhalter. Joseph (Bi ldhauer,
geb. zu Föhrenbach im Schwarzwalde
am w. Jänner l?02, gest. zu Wien
t769). Wir finden den Namen dieses
Künstlers auch Winterhalder geschrie»
ben und als Geburtsort Iärmbach, auch
Zärnbach angegeben. Bei seinem Vater,
der gleichfalls Bildhauer war, erlernte
Joseph seine Kunst. Aber bald schüt-
telte er die beengenden Fesseln einer mehr
handwerksmäßigen als künstlerischen Thä-
tigkeit in dem kleinen Geburtsorte von
sich ab, verließ denselben und begab sich
zunächst nach Bayern. Nach kurzem Auf-
enthalte in München ging er nach Wien,
wo er vorderhand bleibenden Aufenthalt
nahm. Mit allem Eifer lag er dort der
Bildhauerei ob, und während er in der-
selben große Fortschritte machte, gewann
er durch sein reges Streben die Beach«
tung der namhaftesten Künstler, welche
zu jener Zeit in Wien lebten, wie Rot-
ten ha mm er, Daniel Gran, Paul
Troger und van Schuppen. Nun
besuchte er auch die Akademie, die unter
des Letzteren Leitung stand, und fand als
Gehilfe Arbeit in den Ateliers der berühm-
ten Meister Mathie l i und Donner.
Dabei huldigte er auch der Schwester»
kunst der Bildhauerei, der Malerei, in
welcher ihn der Historienmaler Daniel
Gran unterwies, unb deren Kenntniß
nicht ohne Einfluß auf seine Bildhauer»
arbeiten blieb, die sich durch eine gewisse
Grazie und Leichtigkeit in der Behand«
lung auszeichneten. Der berühmte Histo«
rienmaler Paul Troger wandte dem
jungen Künstler solche Theilname zu, daß
er ihn in sein Haus aufnahm. Und bei
diesem seinem Lehrmeister war es. wo
sich Winterhalter dessen Grundsah
aneignete, daß ein guter Maler bild«
hauerisch, ein guter Bildhauer malerisch
zu arbeiten trachten müsse. Bald erreichte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon