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Mintersberg l
(Wimer polit. Blatt) Localanzeiger <863.
Nr. 3M ^
Nintersberg, Engelbert (Schrift-
steller, geb. in Steiermark 1803,
gest. zu Coburg am 14. Februar 1879).
Dieser Schriftsteller tritt erst im Bewe-
gungsjahre 1848 in den Vordergrund.
In dem von dem berüchtigten Leopold
Hafner Md. VII , S. 173^ in Wien
begründeten Journal „Die Constitution",
das 2848 neben Mahler 's „Frei»
wüthigem" in schärfster Tonart schrieb,
machte er sich in der Nummer 48 vom
17. Mai zum ersten Male bemerkbar und
blieb dem Blatte bis zum Ende (23. Oc>
tober, Nr. 178) als Mitarbeiter treu.
Siegfried Kapper zeichnet in der „Bo
hemia" anläßlich der Mitarbeiterschaft
Wintersberg's ander „Constitution"
denselben folgendermaßen: „Eine kleine
ausgedörrte, schulmeisterähnliche Gestalt,
hastig in Wort und That, schneidend im
Styl, ein rastloser Verbreiter seiner An»
sichten, selbst im Vorsaale des Parla-
ments". Am meisten genannt wurde
Wintersberg, als es sich
herausstellte,
daß er die Ursache des Iournalistenstreites
war. In der Sitzung vom 26. Septem»
ber 1848 verließen nämlich sämmtliche
Journalisten — etwa 70 an Zahl —
nachdem Präsident Stroh bach dieselbe
um ll) Uhr eröffnet hatte, ostentativ den
Reichstagssaal. Dies geschah, weil man
den Journalisten, welche bis dahin frei
mit den Abgeordneten verkehren konnten,
einen anderen Eingang zu ihren nun von
dem unmittelbaren Verkehre mit den-
selben getrennten Plätzen angewiesen
und ihnen auch den Zutritt zu dem für
die Parlamentsmitglieder bestimmten
Foyer verschlossen hatte. Ob dieser der
Gesammtpreffe zugefügten Schmach trat
nun im „Caf6 National" in der Herren-
vaffe sofort ein Iournalistenparlament g Mmtersberg
unter dem Vorsitze Tausenau's zu»
sammen, und da ergab es sich, daß
Wintersberg, der einen Abgeordneten
hart angegangen, wenn nicht die erste,
doch eigentliche Ursache dieser vom Ab-
geordnetenhause getroffenen Maßregel
war. Aber früher schon wurden ihm, einer
verbissenen, durch und durch malcontenten
Natur, wiederholte energische Abfertigun-
gen im Wege der Presse zutheil; die eine
in Nr. 138 der Bäuerle'schen „Theater- .
zeitung", als er in Nr. 63 der „Confti-
tution" einen Artikel jenes Blattes, be°
titelt: „Der erste öffentliche Strafrechts'
fall in Oesterreich", in feiner Art glossirt
hatte; das andere Mal, als ihm in der «
Böhringer'schen „Geißel", Nr. 27
vom 23. August 1848, ein I . M. al^
läßlich des Artikels „Die Grundlasten-
frage", welchen er in der „Constitution"
vom 13. August veröffentlicht hatte,
heimleuchtete. Die alle Schranken über«
springende publicistisch°agitatorische Thä-
tigkeit Wintersberg's im Jahre 5848
veranlaßte ihn, nach der Einnahme Wiens
im October sich zu flüchten. Er begab
sich zuvörderst nach London und kehrte
von dort 186! nach Deutschland zurück
und nahm in Coburg feinen bleibenden
Aufenthalt, wo er auch im Alter von
76 Jahren starb. Ueber seine näheren
Lebensumstande fehlen uns authentische
Daten, nur soviel schöpften wir aus den
uns zu Gebote stehenden Quellen, daß
er Doctor der Rechte und der persönliche
Freund Börne's war. Wie er aber zu
dieser Freundschaft gekommen, konnten
wir nicht ermitteln. Von einer Seite
wurde uns mitgetheilt, daß er vor 1848
Privatbeamter (Justitiar) in Steiermark
gewesen. Wintersberg ist auch der
Verfasser der Flugschrift „Brennende
Fragen", welche 1870 zu Zürich im Ver«
lagsmagazin erschienen ist. Auch wollten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon