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Wocher Wocher
aus N Bataillons, 28 Escadrons und
79 Geschützen nebst dem Brückentrain
bestand. Rühmlichsten Antheil nahm Wo-
cher an dem dreitägigen Gefechte bei
Pastrengo (28. bis 30. April), in welchem
die beiden Brigaden Erzherzog Sieg«
mund und Freiherr von Wohlgemuth
unter seiner Leitung fochten. Als dann
Radctzky am 27. Mai die Offensive
eröffnete, wirkte der General während
des kurzen fünftägigen Feldzuges durch
seine eracten Bewegungen wesentlich zu
den
siegreichen
Erfolgen mit, denn erstens
gelang es ihm, die Garnison von Verona
zu verstärken und dadurch diesen Platz,
während Rad etzky gegen Vicenza vor«
drang, gegen jeden feindlichen Angriff zu
sichern, dann aber den Gegner glauben
zu machen, daß sich die ganze Armee nach
Verona gezogen habe, was denselben
dann von einem Angriffe gegen diese
Stadt während der Abwesenheit der
übrigen Corps abhielt. Graf Radetzky
nennt in seinem Berichte über die Ereig-
nifse vom 7. Mai bis zum 13. Juni den
Feldmarschall'Lieutenant Wocher unter
den ausgezeichnetsten Corpscommandaw
ten seiner Armee, und der Kaiser schmückte
ihn mit dem Orden der eisernen Krone
erster Classe. Als es sich später darum
handelte, nach Umständen auf dem rechten
Oder linken llfer des Mincio zu operirm,
führte Wocher am 24. Juli Morgens
in kürzester Zeit den Brückenschlag bei
Salionze aus, unterstützte dann durch
umsichtige BeweAngen die glänzenden
Erfolge bei Custozza, so daß Feldmarschall
Rad etzky in seinem Berichte an das
Kriegsministerium ausdrücklich schreibt:
„Selbst dem tapferen Reservecorps und
seinen würdigen Führern, wenn sie auch
nicht zum Kampfe selbst kamen, weil er
fast immer schon in den vorderen Reihen
entschieden worden, ward es vergönnt, wenigstens durch rasche anstrengende
Märsche als Reserven stets in der
Schlachtlinie zu
stehen und als solche die
volle Kraft des Heeres, die Sicherheit
der Schlachten zu begründen." Bei der
neuen Gintheilung der Armee im No-
vember ^849 erhielt Wocher das Com-
mando des 9. Corps in Illyrien. Nock
im December desselben Jahres wurde er
geheimer Rath, trat aber bald darauf
mit dem Charakter eines Feldzeugmeisters
in den Ruhestand, den er noch einige
Jahre genoß, bis er, nahezu 80jährig,
starb. Er war ein gebildeter kenntniß«
reicher Officier, nicht bloß in militärischen
Kenntnissen bewandert. Ich entsinne
mich noch gut des Obersten, der das
vaterländische Regiment commandirte
und sich als stattlicher Stabsoffizier durch
seine Liebenswürdigkeit und ungewöhn-
liche Bildung allgemeiner Sympathien
erfreute. Seines Verhaltens gegen H il-
scher wurde oben gedacht, es zeugt für
den Hochsinn des gebildeten Soldaten so
entschieden, daß wir den authentisch ver«
bürgten Vorgang hersetzen. Der Oberst
hatte von Hitscher's Bildung und
geistigen Bestrebungen Kenntniß genom»
men, aber auch erfahren, daß der Poet,
ein Misanthrop, mit sich und aller Welt
zerfallen sei. Sein Entschluß war bald
gefaßt, er wollte den damaligen Feld-
webR in weniger drückende Verhältnisse
und in ein für die Dichtung günstigeres
Klima — nach Italien — bringen. Er
ließ Hi l scher holen und stellte ihm den
Antrag, ob er nach Italien wolle. Der
Oberst meinte, die milde Luft Italiens
würde dem kränkelnden Dichter wohl'
thuH Der mißtrauische Hi l scher wieder
war der Ansicht, der Oberst habe Kennt-
niß von seiner unglücklichen Liebe zu
einem Mädchen, das in Laibach lebte,
und wolle ihn von dem Orte ihres Auf-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon