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Petronella Thekla
) Eine Tochter des Fürsten Stanis-
laus Iab lonowski . Starosten von Ko«
wel. und einer Gräfin Sieminska. verlebte
sie ikre Kindkeit auf den Gütern der Eltern,
später kam sie zur Erziehung ins Kloster
Dubno in Volhynien. wo sie in den Frauen
dieses von der Welt abgeschiedenen Asyls
treue und liebevolle Pflegerinen ihrer geistigen
und sittlichen Anlagen fand und sich in diese
von leichter Arbeit und frommen Uebungen
erfüllte Einsamkeit so sehr hineinlebte, daß sie
mit Tl-ränen das Kloster verließ, in welchem
sie ihre Mäochenjabre zugebracht hatte. Da
inzwischen ihre C'ltcrn gestorben waren, kam
sie unter die Obhut einer naden Herwandten,
der Wojwodin von Bractaw. wo sie in der
Umgebung einer herrlichen Natur, getragen
von der Liebe ihrer Verwandten, sich cnt
wickelte imd fortbildete, bis sie im Jahre
j?99 sich nüt Joseph Grafen wodzillU, dem
Sohne des Generals und letzten Starosten
von Krakau, El ias. vermalte und in Krakau
ihren bleibenden Aufenthalt nahm. In dieser
alten Königs« und Krönungsstadt aber wurde
sie bald die Wohlthäterin der armen Beuöl'
kerung, welche sie in deren ärmlichen Hütten
aufsuchte, um die Noth mit eigenen Augen
zu seben und die bitteren Thränen des Elends
zu trocknen, die Hungrigen zu speisen, die
Nackten zu kleiden, die Kranken zu pflegen.
Als dann i8!6 die Krakauer Wohlthätigkeits-
gcsellschaft ins Leben trat. war Gräsin Pe-
tronella eine der ersten und thätigsten
Förderinen derselben, und als ikre Schwä«
gerin Thekla. vermalte Gräfin Mala»
chowski, erste Präsidentin des Vereines.
i830 das Zeitliche segnete, wendete Alles die
Blicke auf die Gräfin Wodzicka. welche
nun, zur Präsidentin deS Damrnauüsckusses
dieser Gesellschaft gewählt, dieses Amt. in
welchem sie als milde und unermüdliche För«
"denn der Interessen derselben waltete, bis
zum 20. Februar l848 bekleidete. Was sie
daselbst des Guten gethan, ist in den Annalen
dieses Wohlchätigkeitäinstitutes verzeichnet.
Noch N Jahre lebte Gräfin Petronel la
ein dein Wohlthun gewidmetes Leben, dann
schloß sie hochdetagt und beweint von der
ganzen Bevölkerung, die in ihr den Schutz-
engel der einstigen Freistaoi betrauerte, die
Augen. Die Kinder aus ihrer Ehe mit dem
Grafen Joseph sind aus der Stanmitafel
ersichtlich. s?a7ü1 eruik to>va.r^3:^H äo>
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-^o6u odekoäsouOKo ^ <i. 24. i 25. oser^cü l866 Vi?«62i63<:«,r Istuisga ^ubilsu»^, h. i.
Dcnkbuch der Krakauer Wohlthätigkeitsgesell'
schaft, herausgegeben aus Anlaß des am 24.
und 23. Juni 186st gefeierten Jubiläums
ihres ö0jährigen Bestandes (Krakau ikt>8,
Kirchmayer, schm. 4".) S. l^7: „Biographie
der Gräfin Petronella". Von X. Heinrich
Köitzäarski. — Porträt. Unterschrift: „?<>
transilg. 2: kä. ^Hdiano^vä^icti kr. >Vn.
Lithogr. ohne Angabe des Zeichners (Krakau,
M. Salb. 4".). — 7. Stanislaus Graf
ssiehe die besondere Biographie S. 2l2). —
8. Thekla (geb. l. Jänner 1764. gest.
22. December <829), eine Tochter des Grafen
C'lias, damaligen Starosten von Stopnice,
späteren Starosten von Krakau und Generals
von KleiN'Polen, aus seiner Ehe mit Ludo«
vica Wielopolska. Von vier Schwestern
die jüngste, wurde sie auf dem Schloß Stop,
nice erzogen. In jungen Jahren vermalte sie
sich mit Peter NalachowslU, damaligem Woi<
woden von Krakau, an dessen Seite sie die
Unfälle erlebte, welche ihr Vaterland heim«
suchten. Nach neunjähriger Ehe verlor sie
ihren Gatten, und nun lebte dir Witwe nur
der Erfüllung der Pflichten ihres Herzens,
das in der Unterstützung der Armen, in der
Ausübung der Wohlthätigkeit seinen Zebms.
zweck erkannte. In den späteren Jahren über«
siedelte sie nach Krakau. Als sie daselbst die
überHand nehmende Armut und die uerbor»
gene Noth der verschämten Dürftigen gewahr
wurde, da erschien sie überall als rettender
hilfreicher Engel und war Tag und Nacht
bedacht, dem Elend zu steuern Als i8ls> die
Gesellschaft für Wohlthätigkeit in Krakau ins
Leben gerufen wurde, trat sie als Präsidentin
an die 2pi<?e des Damcnausschusfes derselben
und versah ihr Amt, das sie sich nicht leicht
machte, das sie nicht als eine Khremvürde
ansah, um damit zu prunken, sondern als
eine Würde, deren ganze und schwere Bürde
sie trug, durch 44 Jahre bis zu ihrem Tode.
Jährlich spendete sie ihren Beitrag, und noch
in ihrer letztwiüigen Verfügung bedachte sie
die Anstalt mit einem Vermächtnis von
3<19tt polnischen Gulden s l ' ^mi^ tn i lc
ä.
24.
Ui63o ^ud1!«HU82H, d. i. Denkbuch der Kra-
kauer, Wohlthätigkeitsgesellschaft, herausgege«
bm aus Anlaß des am 24. und 23. Juni
l8Nü gefeierten Jubiläums ihres 30jährigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon