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Mshlgemuth, Ludwig 239 Mshlgenwth. Ludwig
legenheit hatte. Am 6. Jänner l844
wurde er Generalmajor und erhielt eine
Brigade in Mailand. Daselbst bekam er
im denkwürdigen Bewegungsjahre 1848
Gelegenheit, alle seine Soldatentugen»
den, Tapferkeit, Entschlossenheit, Umsicht
und Hochherzigkeit zu erproben, denn
Wohlgemuth war nicht bloß ein
tapferer Soldat, sondern auch ein durch
und durch edler Mann, dessen äußere
sympathische Erscheinung auf Jeden den
wohlthuenden Gindruck machte. Am
i8. März genannten Jahres nahm er
das Gouvernementsgebäude mit Sturm
und deckte dann den Rückzug der Armee
auf der Straße nach 3odi. Am 3l . März
führte - er 7 Bataillone, 3 Escadronen
und 3 Batterien der bedrängten Festung
Mantua zu Hilfe und brach am 6. April
mit 4 Bataillonen Kaiser-Iäger, den
ersten Bataillonen der Oguliner und
Gradiscaer Grenzer, 3 Escadronen Ra°
detzky'Huszaren und 1. Cavallerie-Bat-
terie auf, um die Vorposten von Goito
bis Vallegio zu beziehen. Am 8. rückte
ein feindliches etwa 10.000 Mann starkes
Corps so rasch gegen Goito vor, daß er
kaum Zeit hatte, die Vorposten des
Iägerbataillons einzuziehen und die
Brücke zu sprengen. Sofort entspann
sich ein heftiges Geschütz» und Klein-
gewehrfeuer, und der Versuch des Fein-
des, durch eine Furth die Unseren zu
umgehen, wurde dreimal abgewiesen.
Vier Stunden lang leistete er der weit
überlegenen feindlichen Masse energischen
Widerstand; erst als Besorgnisse wegen
mangelnder Artilleriemunition eintraten
und unsere Truppen empfindliche Ver«
l^uste erlitten hatten, zog er sich nach
Mafsimbona zurück. Durch diese hart»
nackige Haltung hatte aber das l. Armee»
corps Zeit gewonnen, sich zu sammeln, an
den Mincio zu rücken und einen femd» lichen Uebergang bei Pozzolo zu verhin-
dern. Am 24. April besetzte Wohl-
gemuth mit seiner Brigade Pastrengo.
Am 28. Nachmittag von General Bes
mit Uebermacht angegriffen, warf er den
Feind zurück, und nur seine numerische
Schwäche — 6000 Oefterreicher gegen
20.000 Piemontesen — verhinderte ihn,
den gewonnenen Vortheil durch eine
Verfolgung des Feindes auszunützen.
Die Kämpfe der nächstfolgenden Tage
gegen den weit überlegenen Gegner
nöthigten ihn, da er feindlicherseits von
einer Umgehung bedroht war, zum Rück-
züge, der auch staffelweise in guter Ord»
ming und ohne Verlust an Mannschaft
und Geschütz ausgeführt wurde. Am
29. Mai fand der Angriff auf die ver«
schanzte Linie des Feindes bei Curtatone
statt. I n der Relation über dieses Ge-
fecht, in welchem die Brigade Wohl-
gemuth als Reserve den Sturm auf die
Schanze mit einer Bravour ohne Glei»
chen unterstützte, wird Wohlgemuth
unter Denjenigen genannt, welche „zu
diesem für die österreichischen Waffen so
ruhmvollen Erfolge durch ihre umsichtige
Leitung und ihr tapferes Verhalten am
meisten beigetragen haben". Neue Lor»
bern pflückte der General am folgenden
Tage bei Goito, bei der Ginnahme von
Vicenza am 20. Juni und dann bei
Somma-Campagna am 22. Juli, wo er
als Commandant der Avantgarde des
j . Armeecorps sich dieser festen Stellung
des Feindes bemächtigte und dessen Cen-
trum durchbrach. Bei seiner am 46. De»
cember 5848 erfolgten Beförderung zum
Feldmarschall-Lieutenant wurde er zur
Armee in Ungarn eingetheilt, aber er
blieb einstweilen noch bei jener in Ita-
lien, wo er im Feldzuge 1849 neue Be<
weise seines Heldenmuthes gab. Am
2i. März war er mit einem Theile seiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon