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Wratislaw) Wenzel Wratislaw) Wenzel Ignaz
die Befreiung zu erlangen, scheiterten an den
verschiedenartigsten Umständen; erst als der
bisherige Großvezier S inan Pascha in
Ungnaden siel und an dessen Stelle Ib ra .
him Pascha trat. der den Kaiserlichen
wohlwollte, erlangte Wra t i s law durch
reiche Geldspenden die Freiheit. Die Reise
durch Ungarn in seine Heimat war mit nicht
' grringen Gefahren verknüpft, da ersteres
Land ein steter Schauplatz der Kämpfe zwi«
schen den Kaiserlichen und Osmanen war.
Endlich nach vierjähriger Abwesenheit kehrte
Wrat is law 139o heim. wo er, da indessen
sein Vater Stephan gestorben, das vater»
liche Erbe antrat. Nun nahm er kaiserliche
Dienste an und versah verschiedene Aemter.
Als dann die Wirren in seinem eigenen
Vaterlande ausbrachen. hielt er treu zu seinem
Baiser und wurde infolge dessen von den
rebellischen Ständen zum Landesverräther
erklärt und seiner Güter beraubt. Nach der
Scklacht am weißen Berge 1620 gab der
Kaisrr seinem getreuen Diener die diesem von
den Rebellen geraubten Güter zurück, ernannte
ihn zum Kreishauptmann, dann zum obersten
Landrichter und erhob ihn in den Grafen«
stand. Wrat is law starb nahezu «0 Jahre
alt. Aus seiner Ehe mit Lndmilla Eezowskz^
hatte er mehrere Söhne und eine Tochter.
Letztere. El isabeth, vermalte sich mit Ni.
colaus Deyin. Von den Söhnen pflanz»
ten Iohannn Albort, Adam Zeo<
pold und Peter Ernst das Geschlecht
fürt; aber die Nachkommenschaft Johann
Alderts erlosch schon in der zweiten, jene
Adam Leopolds in der dritten Generation,
und nur jene des Peter Ernst gedieh bis
auf unsere Tage. in welchen sie in mehreren
Zweigen fortblüht. Die Reise nach Constan»
tinopel und alle auf derselben erlittenen
Drangsale hat Wrat is law niedergeschri»
ben. Dieselbe, in uechischer Sprache verfaßt,
befand sich in Handschrift unter dem Titel:
na, 2 Nitru^vi«,
xo
äo ^vIULtl 2-^6 2L ua,ni>äo6ni sam I<3m 1599
LcPLNl«, d. i. Schicksale des Wenzel Wra«
t is law Freiherrn von Mit rowicz. welche
derselbe in der türkischen Hauptstadt Con»
stantinopel auf seiner Reise im Jahre 1591
erlebt u. s. w. Ein Nachkomme des Grafen,
drn wir Hynek Wrat is law genannt
finden, bereitete die Herausgabe des Manu» scriptes im Jahre 1727 vor. sie kam
aber nicht zu Stande, und erst Martin
Pelzel veranstaltete sie zu Prag im Jahre
1777. worauf durch Kramer ius 1803 eine
neue Ausgabe erfolgte. Auch erschien eine
deutsche Uebersetzung unter dem Titel: „Merk-
würdige Gesandtschaftsreise des Grafen Wra»
t iölaw nach Constantinopel" (Leipzig 173«
sSchönfeld in Prag^ 3".). welcher Titel in
Kaiser's „Vücherlerikon" Bd. VI , S. 298
zur merkwürdigen „Gesundheitsreise" entstellt
ist. Diese deutsche Uebersetzung ist von Joseph
Schiffner ausgeführt worden. sPelzel
(Martin). Abbildungen böhmischer und mäh»
rischer Gelehrten und Künstler u. s. w. (Prag
1773. Hruba. 8«.) Theil I I . S. 27 u. f. —
Schiffner (Joseph). Galerie der interessan«
testen und merkwürdigsten Personen Böh»
mens, nebst der Beschreibung merkwürdiger
böhmischer Landesseltenheiten alter und neuer
Zeiten (Prag 1803. I . Buchler. 8«.) Bd. IV,
S. 248—299. — Odeonä N»t7, d. i.
Allgemeine Zeitung (Prag. Kober. 4".) 1860.
S. 101 u. f. — Porträts. 1) Unterschrift :
^Vl!neo8la.U8 OoinoL I V^ratislÄ.'w' äo Mtro-
^vle/." L a 1L 0 r »o., i'raFas («".). —
2) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners
und Xylographen in der vorerwähnten
Kober'schen «Odsonä üsty«.) — 88. H'en-
zel Ignaz Graf (geb. 1643. gest. 14. Mai
1727). von der türkischen Linie. Ein Sohn
des Freiherrn Adam Leopold aus dessen
Ehe mit Ouci Freiin von Wra da, wid-
inete er sich dcm Staatsdienste in der politi»
schen und diplomatischen Sphäre. Er wurde
Kammerrath in Böhmen, dann Kaiser Jo-
sephs I. geheimer Rath. ging in diplo»
matischer Mission an die Höfe von Polen
und Preußen und wirkte in den Jahren ittlw.
1692. 1698 und 1709 bei den GrenzuerHand«
lungen zwischen Böhmen, der Pfalz und
Bayern. Man rühmte ihn auch wegen seiner
Gelehrsamkeit und seiner geschichtlichen Kennt»
nisft. namentlich in der Geschichte und Genea«
logieBöhmens. Pelzel und nach ihm Schiff'
ner in ihren Biographien Wenzel Wra»
t is laws bemerken anläßlich einer Heraus«
gäbe der türkischen Gesandtschaftsreise dieses
Letzteren, daß ein Graf Hynko Wratis»
law 1727 die Herausgabe des Manuscrivtes
vorbereitet habe. diese aber aus unbekannten
Gründen unterblieben sei. Wir vermuthen in
dem Grafen Wenzel Ignaz diesen Heraus»
geber, denn erstens heißt der eechische Tauf»
name H y n k o in deutscher Neberseßung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon