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elektromagnetischen, theilweise unter,
seeischen Verbindung beschäftigt, und da
in jenen Tagen Guttapercha noch nicht
im Handel vorkam, so bediente er sich
einer Mischung von Pech, Wachs und
Unschlitt, welche eine vollkommene Iso»
lirung der Fäden gestattete. Zur Zeit
des Gelehrtencongreffes in Venedig 1847
stand der Apparat bereits soweit fertig,
um demonstrin werden zu können. Es
war dies wohl die erste, wenn auch nur
ganz kurze unterseeische Telegraphen-
leitung in der österreichischen Monarchie.
Kurz vor Ausbruch der Revolution, am
12. April 4647, vermalte sich Müller-
storf nach jahrelanger Bewerbung mit
Fräulein Anna O'Conor of Con-
naught (geb. 3. Februar 1824), einer
geborenen Engländerin, deren Familie
in Venedig ansässig war, und das junge
Paar erfuhr rasch aufeinander die Freu-
den des Honigmondes, sowie alle
Schrecken des Aufruhrs, alle Aufregun«
gen der heimlichen Flucht, deren Folgen
wenige Monate später, am 29. Juli
1848, der Gattin, die inzwischen Mutter
geworden, das Leben kostete. I n Trieft
wurde Wüllerstorf mit der Vermal»
tung jenes Materials betraut, welches
der österreichischen Marine nach dem Ab-
fall der Venetianer noch übrig geblieben
war. Eine riesige Aufgabe. Eine fieber»
hafte Thätigkeit concentrirte sich in seinen
Händen. Es galt, Schiffe auszurüsten,
Matrosen zu werben, Officiere und See»
cadeten aufzunehmen. Erst als Gscadre-
adjutant, unter Kommodore Kudriafsky
^Bd. XI I I , S. 303^, dann als Adjutant
des Marine «Obercommandanten in den
verschiedensten Richtungen thätig, wurde
er später dem Eeldmarschall« Lieutenant
Baron Weiden M . I.IV, S. 214) in
Padua zugetheilt, welcher mit einem
Armeecorps Venedig bloquirte. Im Frühjahr 1849 von dem Viceadmiral
Dahlerup zum Militärreferenten er-
nannt, nahm er in dieser Eigenschaft an
der Organisation der Marine maß-
gebendsten Antheil. Als ein großes Ver.
dienst muß es ihm angerechnet werden,
daß er als Militärreferent in der bisher»
italienischen Marine in allen Zweigen
des Dienstes zuerst die deutsche Sprache
einzuführen versuchte. Zu diesem Zwecke
übersetzte er die tactischen Vorschriften
für die Schiffe in See und führte ein
ganz neues Signalsystem ein. Zum Cor»
vettencaftitän vorgerückt und mit dem
Orden der eisernen Krone dritter Classe
ausgezeichnet, erhielt er 1830 das Com«
mando der Brigg „Montecuccoli". Zu
einer Kreuzung nach der Levante gegen
Seeräuber ward ihm als erster Lieute-
nant der damalige Fregattenlieutenant
von Tegetthoff zugetheilt, einer der
besten Schüler der Marineakademie in
Venedig, mit welchem er seitdem in
engster Freundschaft verbunden blieb.
Im Sommer 1831 wurde Müller-
ftorf von dem damaligen Marine'Ober«
commandanten Grafen Wimpf fen
zum Präsidialreferenten und Admira»
litatsrath erannnt und mit der Organisa»
tion der Kriegsmarine auf neuer besserer
Grundlage betr-aut. Mit der im Jahre
1834 erfolgten Ernennung des Erz-
herzogs Ferdinand Max zum Ober»
befehlshaber der k. k. Kriegsmarine trat
in der Marineleitung neuerdings eine
große Veränderung ein. Ohne die Er-
probung des bisherigen Systems abzu-
warten, ließ man dasselbe fallen und
führte ein neues ein. Wüllerstorf
war inzwischen zum Linienschiffscapitän
befördert worden und hatte mit der Fre-
gatte „Venus" längere Kreuzungen in
der Levante, sowie Uebungsreisen mit
den Zöglingen der Marineakademie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon