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a^ Edmund Zach^-V»sonyke0, Edmund
Palatin und beschwor ihn, den Reichstag,
nach eingeholter Ermächtigung durch den
Telegraphen, des anderen Morgens auf-
zulösen und ihm selbst die Ermachti»
gung zu ertheilen, im Falle der Noth
wendigkeit nach der Auflösung mehrere
Magnaten und Deputirte verhaften zu
dürfen. Der Erzherzog Palatin bestellte
den Grafen für t i Uhr des nächsten
Tages. Vor ihm aber wurden bereits
Graf Ludwig Bat thyäny i , Kos»
suth, Szemere und Graf Ladis«
laus T e l e k i , wetche dringend um
Audienz gebeten hatten, zu derselben
zugelassen. Diese wußten in so eindring»
licher Weise auf den Erzherzog einzu-
wirken, daß er ihnen das feierliche Ver-
sprechen gab, für eine se lbs tänd ige
Regierung Ungarns mit seinem
vollen Ansehen einstehen zu wollen. Als
nun Edmund Graf Zichy um die vom
Erzherzog anberaumte Stunde in der
Ofener Burg erschien, traten gerade
Bat th yu.nyi, Ko ssuth, Szemere
und Teleki aus dem Gemache des Erz-
Herzogs heraus, mid Vat thy^ny i , der
deli Grafen Z i ch y erblickte, ging
raschen Schrittes mit den Worten auf
ihn zu: „Ihr wollet uns festnehmen,
wir werden Euch hängen lassen." (!)
Graf E d m u n d Zichy betrat nach
diesen Worten wohl noch das Audienz-
zimmer des Erzherzog-Palatins Ste<
pH an, aber nur um seine Resignation
demselben zu Füßen zu legen. Es war dies
der entscheidende Augenblick; der Bruch
mit Wien war ausgesprochen, nun be-
gannen die Ereignisse, welche so entsetz-
liche Greuel im Gefolge hatten. Der
Graf legte seine Würde nieder, und nach.
dem kurz darauf sein Bruder Eugen
denOpfertod für das Vaterland erduldet
hatte, begab er sich nach Brüssel, wo er
bis zur Einnahme Wiens durch Wiir- disch» Grätz blieb. Dann kehrte er
wieder heim und trat in die Armee, in
welcher er als Armeecommissär des Für<
ften Edmund Schwarz enberg thatig
war. I n den nun folgenden Friedens»
jähren hielt sich der Graf von Politik
fern, war aber auf anderen Gebieten
in ersprießlichster Weise thätig. Bei
der ersten französischen Ausstellung im
Jahre 18"»? wurde er zum Ausstellungs-
commissär für Oesterreich ernannt. I n
diese Zeit fallt auch seine Berufung in
das Curatorium des österreichischen Mu>
seums für Kunst und Industrie. Nun
unternahm er wieder eine Reise in den
Orient, welche vorwiegend die Förderung
der türkischen Bahnen und ihre Verbin -
düng mit Oesterreich zum Zwecke hatte.
Um diese Zeit gab er auch seine Schrift:
„Welche Nahnrl! braucht Siebenbürgen?" sWien
1866, Braumüller, Lex. 8".) - heraus.
Auch auf der nächstfolgenden Pariser
Ausstellung war der Graf Mitglied der
österreichischen Commission, wie denn
überhaupt wahrend dieser Jahre kein be»
deutenderes mit der bildenden Kunst
oder der Kunstindustrie nur halbwegs in
Verbindung stehendes Ereigniß sich voll-
zog, bei welchem er nicht in vorderster
Reihe mitberathend und helfend bethei-
ligt gewesen wäre. Vielen Künstlern,
welche später zu Ruf und Ansehen ge»
langten, hat er die Wege geebnet, be>
fähigte Anfänger auf seine Kosten aus'
bilden lassen und auch sonst durch sein
Fürwort seinen Schützlingen weiter ge»
holfen. Er war es, der seinerzeit mit
Nachdruck und Erfolg gegen die Zer»
reißung und Zerstreuung der berühmten
Eszterhäzy.Galerie agitirte, und einige
Jahre später sprach er in einem offenen
in einer Kunstzeitung abgedruckten Briefe
zu Gunsten einer würdigen Vertretung
der modernen Meister in der kaiserl.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon