Seite - 113 - in Die Liebe der Erika Ewald
Bild der Seite - 113 -
Text der Seite - 113 -
Stunde. Er fühlte, daß er in den langen Jahren einsam geirrt war zwischen
Gott und dem Leben, daß er zwiefach hatte begreifen wollen, was einfach und
doch undeutbar war. Waren es denn nicht gleiche wundersam wirkende Sterne
gewesen über dem tastenden Wege dieser aufknospenden Frauenseele –
waren sie denn nicht in ihr und in allem Eines gewesen, Gott und die
Liebe?…
Über den Fenstern glühte leise das erste Morgenrot. Aber es erhellte ihn
nicht, denn er hatte keine Sehnsucht mehr nach neuen werdenden Tagen, nach
dem Leben, das er in so langen Jahren durchschritten, berührt von seinen
Wundern und nie doch ganz durchleuchtet. Und ohne Bangen fühlte er sich
nun jenem letzten Wunderbaren nahe, das nicht mehr Täuschung und Traum
ist, sondern die ewige dunkle Wahrheit.
113
zurück zum
Buch Die Liebe der Erika Ewald"
Die Liebe der Erika Ewald
- Titel
- Die Liebe der Erika Ewald
- Autor
- Stefan Zweig
- Datum
- 1904
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Literatur, Liebe, Erzählung, Schriftsteller
- Kategorien
- Weiteres Belletristik