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Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
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712. Herkunft und Ausbildung gewesen war. Er blieb aber nicht lange in Paris und ich sah ihn dann in Wien als Schwerkranken. Wiethe hatte übrigens nicht mich erwartet. Ich stieg zuerst wegen des billigen Preises in einem der Studentenhotels in der Rue des écoles im Quartier latin ab. Jeder der Studenten hatte sein Mädchen bei sich wohnen und diese Mädchen, gewöhnlich Näherinnen und dergleichen, speisten auch immer bei der Table d’ hôte mit. Dies hätte mich wohl nicht geniert, wohl aber der entsetzliche Schmutz im Hotel, der mich dasselbe nach einigen Tagen verlassen ließ. Ich fand ein hübsches Mansardenzimmer in einer benachbarten Straße bei einer Witwe. Entlang dem obersten Stockwerk geht bei den Pariser Häusern ein Balkon, auf den sich die Glastüren der Mansarden, welche keine Fenster, sondern nur Türen haben, öff nen. Der zu jedem Zimmer gehörige Teil des Balkons war von den Nachbarbezirken nur durch ein paar leicht zu überschreitende Blumenstöcke abgegrenzt und so entwickelte sich des Abends immer eine lebhafte Promenade auf dem Balkon, wahrscheinlich mit Austausch der Mädchen. Als zu mir keine einzog, fragte mich die Witwe sehr erstaunt, warum ich allein bleibe. Ich machte dann an einer der Kliniken die Bekanntschaft des Dr. Oeller 312, der auch zu Studienzwecken nach Paris gekommen war. Er wurde später Professor in Erlangen. Wenn die Franzosen hörten, daß er ein Bayer sei, waren sie wenig liebenswürdig, da sich im Jahre 1870-71, während des Krieges, die bayrischen Regimenter besonders gefürchtet gemacht hatten, während sie mich als Österreicher herausstrichen. Es gab damals in Paris noch keine Universitäts-Augenklinik, nur Privat- kliniken, welche alle klein, eng und schmutzig waren. Die von Wecker, einem Frankfurter Juden, der noch immer sein Frankfurter Französisch sprach, war die besuchteste. Er hatte ein großes Ambulatorium und ließ die operierten Katarakten nach der Operation im Omnibus in ihre Wohnung fahren. Eines Tages empfahl er einem Kranken, der eine noch ganz unreife Katarakt an einem Auge hatte, während das andere noch gut war, dringend die Operation. Auf meine Frage auf deutsch, warum er nicht lieber damit noch warte, sagte er: „Nun, weil sonst mein Kollege sie operieren würde.“ Einmal operierte er einen Jungen mit Tenotomie 313, ohne Narkose und natürlich auch ohne Kokain, das noch nicht bekannt war. Der Junge schrie jämmerlich. Es war Hochsommer, die Fenster nach der Straße waren off en (die Klinik war zur ebenen Erde) und das Geschrei ließ allmählich eine Menschenmenge ansammeln, welche die Straße blockierte. Ich fragte Wecker, ob ich nicht das Fenster schließen solle, damit man das Schreien weniger höre, worauf er erwiderte: „Im Gegenteil, das Schreien ist die beste Reklame für mich,
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Ernst Fuchs (1851-1930) und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
Titel
Ernst Fuchs (1851-1930)
Untertitel
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Autor
Gabriela Schmidt-Wyklicky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8602-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
696
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Biografi sches Selbstzeugnis 19
  2. Herkunft und Ausbildung 41
  3. Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
  4. Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
  5. Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
  6. Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
  7. Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
  8. Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
  9. Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
  10. Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
  11. Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
  12. Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
  13. Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
  14. Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
  15. I Literaturverzeichnis 577
  16. II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
  17. III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
  18. IV Personenregister 663
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Ernst Fuchs (1851-1930)