Seite - 199 - in Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Bild der Seite - 199 -
Text der Seite - 199 -
1994.
Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien
in eine orientalische Akademie verwandeln werde, allerdings auf dem sonderbaren
Wege der Ernennung einzelner Lehrkräfte nichtchristlicher Confession. Allein die
wohlmeinende freundliche Warnung, welche der verehrte Herr Abgeordnete an diese
Darstellung geknĂĽpft hat, kann ich leider nicht benĂĽtzen, und zwar aus dem einfa-
chen Grunde, weil ich die ziff ernmäßigen Daten, die der Herr Abgeordnete bezüg-
lich der Confession angefĂĽhrt hat, gar nicht zu controliren im Stande bin, denn ich
führe kein Verzeichniß über die Lehrkräfte nach ihrer Confession […]; mehr noch,
ich bin auch heute gar nicht in Kenntniß von der Confession einzelner Lehrkräfte,
weil bei den Ernennungen auf die LehrtĂĽchtigkeit, die wissenschaftliche Begabung
und Verdienstlichkeit gesehen wird […] und nicht auf die Confession.“ 642
Diese Originalpassagen belegen eindeutig, dass es sich bei der gegenständlichen
Debatte vor dem Hintergrund des erstarkenden Nationalismus sowie des kle-
rikalen – konfessionell, und nicht rassistisch motivierten – Antisemitismus643
nicht direkt um die Frage der personellen Nachbesetzung der II. Univ.-
Augenklinik – oder zugespitzt formuliert Mauthner (mosaisch) contra
Fuchs (katholisch) – handelte, sondern um die grundsätzliche Diskussion
der Relevanz des religiösen Bekenntnisses von Lehrkanzelbewerbern an der
Universität Wien. Der katholische Geistliche Greuter forderte dabei nach-
drücklich, bei Professorenberufungen nach den prozentualen Verhältnissen
der konfessionellen Zugehörigkeit der Gesamtbevölkerung zu verfahren,
wobei er dem zuständigen Minister Conrad v. Eybesfeld anhand eigener sta-
tistischer Erhebungen die deutliche Bevorzugung von Bewerbern mosaischer
Religionszugehörigkeit vorwarf. Der Minister wiederum versuchte darzule-
gen, dass fĂĽr ihn als Kriterium fĂĽr die Berufung auf eine Lehrkanzel aus-
schließlich die wissenschaftliche und didaktische Befähigung eines Bewerbers
maĂźgebend sei.644 Ebenso ist die fĂĽr den weiteren Verlauf der Diskussion
bezüglich der konkreten Besetzungsfrage der II. Universitäts-Augenklinik in
den fĂĽhrenden Wiener medizinischen Publikationsorganen wichtige Tatsache
festzuhalten, dass Greuter keinerlei verbalen Druck auf den Minister ausgeĂĽbt
hat. Dass Fuchs selbst in der Angelegenheit seiner Berufung fĂĽr Wien aus-
gesprochen zurückhaltend war und keinesfalls persönlich um Unterstützung
– weder in der Fakultät, noch bei Hof oder in politischen und kirchlichen
Kreisen – geworben hatte, belegt auch seine folgende Äußerung:
„Auch nach meiner Ernennung waren verschiedene Leute zu mir gekommen, die
ich gar nicht kannte und die behaupteten, sie hätten dazu beigetragen, und die
etwas dafĂĽr haben wollten und die ich alle hinauswarf; der einzige, der vielleicht
dazu beigetragen hatte, Pater Greuter, war nicht gekommen.“ 645
zurĂĽck zum
Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663