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Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien
608 Der Wr. Medizinhistoriker Max Neuburger (1868-1955) charakterisierte Nothnagels
Gesinnung mit d. unnachahmlichen Worten: „Ohne einer politischen Partei sich
anzuschließen – seiner Gesinnung nach stand er den Nationalliberalen Deutschlands am
nächsten – verfolgte Nothnagel mit Unwillen und Betrübnis das Aufkommen mancher
Strömungen, die schon bald nach Aufrichtung des deutschen Kaisertums an die Oberfl äche
traten und zu Beginn der neunziger Jahre dominierend wurden, so namentlich den
Antisemitismus, der von allen politischen und kulturellen Richtungen am meisten
seine warme Menschenliebe, sein unwandelbares, felsenfestes Rechtsempfi
nden verletzte.
Er bestritt nicht bloß die Berechtigung der weittönenden Schlagworte, sondern glaubte,
dass der nach seiner Auff assung durchaus unedlen und inhumanen Bewegung ganz andere
als die vorgebrachten ethnischen, religiösen, ethischen und volkswirtschaftlichen Motive
zugrunde liegen. Ganz besonders stieß ihn die ungewöhnlich rüde Kampfesweise ab, wie er
sie gerade in Wien häufi g zu beobachten Gelegenheit hatte. Im Gegensatz zu andern sonst
Gleichgesinnten, welche lauter dachten und fühlten, meinte er in diesem Falle nicht schweigen
zu dürfen, erachtete er es vielmehr als seine Pfl icht, wo die Menschlichkeit in Frage stand,
öff entlich, laut und rückhaltlos seiner Überzeugung Ausdruck zu geben. Seiner Initiative,
die in den vornehmen und gebildeten Kreisen der Reichshauptstadt alsbald Widerhall fand,
war die in Gemeinschaft mit Friedr. Freiherrn v. Leitenberger [1837-1899, österr.
Industrieller, Anm. d. Verf.] und Arthur Gundaccar Freiherrn v. Suttner [1850-1902,
österr. Schriftsteller, seit 1876 mit Bertha, geb. Gräfi
n Kinsky v. Wchinitz u. Tettau
verheiratet. Anm. d. Verf.] 1891 unternommene Gründung des Vereines zur Abwehr
des Antisemitismus zu danken. [Ergänzung d. Verf.]“ Zit. n.: NEUBURGER,
Hermann Nothnagel (wie Anm. 598), S. 235f. Zu d. polit. Strömungen in Österr. um
1900 vgl.: Albert FUCHS, Geistige Strömungen in Österreich 1867-1918. Mit einem
Essay von Friedrich Heer. Löcker, Wien 1996; Kathrin McEWEN, Antisemitismus
in Wien um 1900: Eine Diskursanalyse der christlich-sozialen und deutschnationalen
Presse. VDM Verlag Dr. Müller 2010; Gerhard BOTZ, Ivar Michael POLLAK, Nina
SCHOLZ (Hg.), Eine zerstörte Kultur. Jüdisches Leben und Antisemitismus in Wien seit
dem 19. Jahrhundert. Czernin Verlag, Wien 2002.
609 Eduard Albert (1841-1900). Stammte aus Senftenberg in Böhmen (heute Žamberk
(Tschech. Republik). Dr. med. an der Univ. Wien 1867, Operationszögling (ab 1869
Assistent) a. d. I. Chir. Univ.-Klinik im Wr. Allgem. Krankenhaus unter Johann
Dumreicher Frh. v. Österreicher (1815-1880). 1872 Habilitation f. Chirurgie, 1873
o. Prof. u. Vorstand a. d. Chir. Univ.-Klinik Innsbruck, 1881 in gleicher Funktion a. d.
I. Chir. Univ.-Klinik in Wien. 1876 erste Nerventransplantation am Menschen. Vgl.:
CZEIKE; EISENBERG 2; EULNER; HIRSCH (wie Anm. 13); NDB (wie Anm. 15);
ÖBL (wie Anm. 11); LESKY, Wien. Med. Schule (wie Anm. 12), S. 449-454; Nachruf:
Wien. klin. Wochenschr. 13 (1900), S. 995ff
. (K. Gussenbauer); Würdigungen: Julius
v. HOCHENEGG, Dem Andenken Eduard Alberts. Wien 1909; Karl EWALD, Eduard
Albert (20. 1. 1841 bis 25. 9. 1900) und die Chirurgie seiner Zeit, in: Wien. med.
Wochenschr. 91 (1941), Sp. 79ff
. u. Sp. 121ff
.; Gabriela SCHMIDT, Eduard Albert
and the Beginning of Human Nerve Grafting, in: Acta chir. Austriaca 25 (1993), S.
287-288.
610 Salomon Stricker (1834-1898). Studium a. d. Univ. Wien (Dr. med. 1858), während-
dessen Beginn mit experiment. Untersuchungen im Labor d. Physiolog. Instituts
unter Ernst Wilhelm v. Brücke (vgl. Anm. 14). 1859-1862 prakt. med. Ausbildung
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663