Seite - 308 - in Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Bild der Seite - 308 -
Text der Seite - 308 -
Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)308
Partien derselben zusammengedrängt; in jedem Falle jedoch sind die Randtheile
der Hornhaut am wenigsten von Flecken besetzt. Mit der Lupe betrachtet,
zeigen sich die Flecken ziemlich scharf begrenzt und aus feinsten Punkten
zusammengesetzt; ähnliche Punkte, nur weniger dicht stehend, durchsetzen auch
die ĂĽbrige Hornhaut, welche mit unbewaff netem Auge gesehen, klar erscheint.
Die Flecken liegen in den oberfl ächlichen Schichten der Hornhaut, welche matt
aussieht, weil das Epithel über den Flecken hügelig emporgewölbt ist.- Die
Reizerscheinungen schwinden bald, aber die Flecken sowie das gestichelte Aussehen
der Hornhautoberfl äche bleiben meist monatelang unverändert bestehen, um
dann ganz allmälig zu verschwinden. Das Sehvermögen bleibt, wenn die Flecken
nicht zahlreich sind, ungestört; sind dagegen viele Flecken besonders in der Mitte,
vorhanden, so kann die Sehschärfe beträchtlich herabgesetzt sein.
Diese Krankheitsform, welche ich Keratitis punctata superficialis
nennen will, fi ndet sich am häufi gsten bei jugendlichen Individuen; nach dem
30. Lebensjahre wird die Krankheit selten. In ¼ – ⅓ der von mir gesehenen
Fälle (über 30) waren beide Augen gleichzeitig und meist in ziemlich gleichem
Grade ergriff en. In Bezug auf die Ă„tiologie konnte ich nur feststellen, dass der
Beginn der Krankheit häufi g mit Schnupfen oder Husten, wohl auch mit etwas
katarrhalischem Fieber zusammenfi el; die Eruption einiger Herpesbläschen im
Gesicht habe ich jedoch nur in einem einzigen Fall gesehen. – Der Beginn der
Erkrankung gleichzeitig mit Katarrh der Luftwege, sowie die Anordnung und der
oberfl ächliche Sitz der Herde stellt die Aff ection dem Herpes febrilis corneae nahe. Sie
unterscheidet sich jedoch von demselben durch die Abwesenheit von Herpesbläschen
im Gesicht, die häufi ge Doppelseitigkeit, die kürzere Dauer der entzündlichen
Erscheinungen und die oft grosse Zahl der Flecken. Besonders wichtig ist, dass man
bei derselben niemals Bläschen auf der Hornhaut, niemals Epithelverluste oder gar
GeschwĂĽre sieht, sowie auch niemals Hypopyon oder Iritis.946
Ein halbes Jahr nach dieser Beschreibung vom April 1889 ging Fuchs im
Oktober 1889 in einer ausfĂĽhrlicheren Arbeit erneut auf dieses von ihm
in charakteristischer Weise umrissene Krankheitsbild ein.947 Bei dem von
Fuchs in dieser Publikation vorgelegten Material sowie der dort erstmali-
gen Abbildung der Veränderungen als Zeichnung ist bemerkenswert, dass
Fuchs gleich eingangs darauf hinwies, dass sich seine Wiener Fachkollegen
Stellwag, Reuss und Adler948 erst kurz zuvor ebenfalls in der Wiener klini-
schen Wochenschrift der Beschreibung dieses damals in Wien rezent auf-
getretenen Krankheitsbildes angenommen hatten.949 Da ihm diese drei bis
dahin vorliegenden Beschreibungen zu heterogen erschienen, wollte Fuchs in
zurĂĽck zum
Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663