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vorwort
1 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, Pressburg,
18. Oktober 1805, in : MOL, P134, E, Nr. 789.
2 Vgl. Botstiber 1827, der auch auf die Vielgestalt
der Bewertung des Fürsten hinweist.
3 Vgl. Passeri 1795, Widmung.
4 Virág 1999, S. 31.
5 Shelley 1912, S. 295 (16. September 1816).
6 Wolf 1875, S. 185.
7 Széchényi 1926, S. 83 (18. November 1820).
8 Vgl. Thayer 1917–1923, S. 7.
9 Arndt 1988, S. 235.
10 Johann Malfatti, 1814, in : Garde 1914, S.
291.
11 Strobl von Ravelsburg 1907, S. 190.
12 Brockhaus-Conversations-Lexikon der neuesten Zeit
und Literatur, Bd. 1, Leipzig 1832, S. 863.
13 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 12. April
1806, in : ÖNB, Han, Ser. 198, S. 121v.
14 Fischel 1807, S. 25f.
15 Shelley 1912, S. 294.
16 Hajnik, Emerich v.: Das fürstliche Haus Esterházy,
in : Österreichische Revue, Jg. 3 (1865), Bd. 4,
S. 1–73, S. 3.
17 Vgl. Perschy 1995, S. 55.
18 Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und
Kunst, Jg. XIV (1823), Heft 116, S.
608–609,
S. 608.
19 Vgl. Schloss Esterházy Management 2009,
S. 119.
20 Hegel 1954, S. 67 (2. Oktober 1824). L’impatience qui me travaille
contribue à mon indisposition.1
(Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 1805)
Ü ber Fürst Nikolaus II. Esterházy wurde viel gesagt und geschrieben. Es
hieß, er sei ein Lorenzo de’ Medici des Habsburgerreiches2 oder gar der
neue Il Magnifico in der Reihe der großen italienischen Kunstfürsten der
Renaissance3.
Für die einen war er ein »international anerkannter Politiker«4, andere wiederum
fanden, dass »the Prince has not been particularly fortunate either in a military or in
a diplomatic career«5. Für manche war Fürst Nikolaus »ein wahrhaft großer Herr«6,
einige meinten, er sei »sammt all seinen Eigenschaften eine lächerliche Figur«7.
Ludwig van Beethoven subsummierte ihn gar unter »fürstliches Gesindel«8. Hier
liest man, er war nach Höhenflügen »flügellahm«9, an anderer Stelle erfährt man :
»[d]as Glück hält ihn aufrecht«10. Die einen fanden Nikolaus »ungemein beliebt«11,
für andere war er »nie poulair«12. Sein Tun war voller »hochfürstl Dummheiten«13
und dann wieder erfüllt von »schöner Menschlichkeit«14. Einige blickten verächt-
lich auf den von den gesellschaftlichen Umbrüchen scheinbar unberührt geblie-
benen »perfect Sultan«15, kritisierten seine verschwenderische »Prunkliebe«16, die
den überholten Geist des Feudalismus weit in das 19. Jahrhundert getragen habe17.
Andere lobten Nikolaus wegen seiner fortschrittlichen »Liberalität«18 oder roman-
tisierten ihn und seine Gattin als trautes »Sammlerehepaar«19. Selbst der zweifels-
frei ohnehin schon große Esterházy-Grundbesitz in Ungarn und Österreich wurde
noch mythisch überhöht : »Dieser Fürst kann ein paar Meilen von Wien auf seinem
eigenen Grund und Boden bis an die türkische Grenze reisen«20, schwärmte der
doch sonst so nüchtern denkende Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Selten fand
sich ein ausgewogenes Urteil. Immer wurde Fürst Nikolaus II. mit Superlativen und
überhöhten Deutungen beurteilt. Sie sind dennoch alle wahr, ohne richtig zu sein.
Im Mittelpunkt aller Betrachtungen über den Esterházy-Fürsten – vom 19. Jahr-
hundert bis heute – standen jedoch unangefochten seine Aktivitäten in den vielfäl-
tigsten Sammlungs- und Gestaltungsbereichen der bildenden, darstellenden Kunst
und der Musik. Und Nikolaus war in der Tat einer der größten, bedeutendsten
und vielgestaltigsten Sammler, Bauherren, Festinszenatoren, Kunst-, Musik- und
Theaterförderer und Mäzene im Zeitalter der gesellschaftspolitischen Umbrüche
zwischen den Revolutionen von 1789 und 1848.
Doch endet diese Einmütigkeit der Meinungen über das Wann und Was, wenn
die Fragen nach dem Wie und Warum gestellt werden. So empfand Johann Ne-
VORWORT
Fürst Nikolaus II. Esterházy mit Caro, Gemälde
von Joseph Lanzedelli (1774–1832), 1803. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur