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Auf Italienreisen : Kunst statt Verantwortung 289
161 Im Dezember 1819 wollte der Fürst noch 25
Exemplare abnehmen, bezahlte dann allerdings
nur zwei (vgl. EPA, CD 1820/224, 303, 345,
346, 348, Dezember 1819 – Februar 1820). Die
Exemplare heute : Museum der Schönen Künste
Budapest, Bibliothek, Sig. Est, IV, Nr.
20.
162 Statue e Bassirelievi inventati e scolpti in marmo
da lui stesso, 2. Bde., Rom (wohl 1820/21),
Exemplar heute : Széchényi-Nationalbibliothek
Budapest, Sig. 72.132, 72.133 (vgl. Schemper-
Sparholz 1999, S. 334, Fn. 25).
163 Leopoldine von Canova : Ignazio Dolcetti nach
einer Zeichnung von Toniolo, in : Cicognara
1823 ; von Pietro Fontana nach einer Zeichnung
von Michele Migliarini, vor 1823 (zwei An-
sichten in der Albertina Wien, 69.520, 69.521) ;
sowie Antoine de Quatremère de Quincy,
Angolo Bertini (vgl. Schemper-Sparholz 1997,
S.
273–276, S. 278).
164 Tasso, Torquato : La Gerusalemme liberta, Flo-
renz 1820, im Vorwort Nikolaus II. gewidmet
(vgl. EPA, CD 1821/503, 9. Februar 1821).
165 Marenghi übersandte auch ein Porträt des
Fürsten (vgl. EPA, CD 1821/1249, 24. März
1821). Er bot auch seine Kupferstichsammlung
zum Kauf an (vgl. EPA, CD 1820/753).
166 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel,
9. Februar 1820, in : MOL, FAE, P163, Fasz.
52, Nr. 1241.
167 Am 15. April 1820 ist er wieder in Wien (vgl.
EPA, DD 1820, 2394, 23. April 1820). Bildhauers Albert Thorvaldsen nach Zeichnungen von Friedrich Overbeck zu beteiligen.
Allerdings hielt er seine Abnahmeverpflichtung später nicht ein161, sondern finan-
zierte die gleichzeitig vorbereitete Publikation der Raccolta dei venticinque rami rap-
presentanti alcuni bassi relievi, e statue del Cavaliere Thorwaldsen in Rom und London,
die dem Esterházy-Fürsten und seinem Freund dem Prince of Wales gewidmet wurde.
Das publizistische Nachleben des Fürsten wurde auch durch Francesco Massimiliano
Laboureurs Werkpublikation162, die er dem Fürsten widmete und in der er dessen
Metabo-und-Camilla-Gruppe druckte, oder durch die zahlreichen Publikationen von
Canovas Prinzessin Leopoldine163 gesichert. Zudem förderte Nikolaus am Beginn sei-
nes letzten Lebensjahrzehnts die Florentiner Torquato-Tasso-Ausgabe des deutschen
Verlegers Johann Marenigh aus Florenz164 und ließ sich bei ihm porträtieren165.
Nach dieser für sein Leben bisher untypischen Anhäufung von publizistischen
Gedenkwerken seines Sammlerfleißes, die fürstliche Elitenkenntnis so einer bür-
gerlichen Öffentlichkeit bekannt machten, begab sich Nikolaus im Februar 1820
nach Neapel166, wo er sein Haus an der Riva di Chiaia bezog. Allerdings konnte
die Familie nur knapp zwei Monate am Golf bleiben167, da in Neapel ein Volks-
aufstand begann, der im konstitutionellen Militärputsch gegen den autoritär-abso-
lutistischen König Ferdinand I. beider Sizilien gipfelte. Die Bürger forderten eine
Verfassung und versetzten Neapel in Chaos, vor dem Nikolaus und die anderen
sonnenhungrigen Nordländer flohen. – Wieder schien ein Traum, nämlich der vom
regelmäßigen Überwintern unter südlicher Sonne, geplatzt. Wieder war binnen
kürzester Zeit eine Sammlung von europäischem Format aufgebaut worden, deren
Weiterführung nun wegen neuerlicher politischer Unruhen gefährdet schien.
Die Ruhe des Friedens hatte Nikolaus beflügelt. Mit der sonnenhungrigen Aristo-
kratie, die sich vernunft- und sorgenbefreit nach Italien zurückzog, ging er lieber
den schönen Dingen nach, als sich tätig mit drohenden politischen und gesellschaft-
lichen Veränderungen auseinanderzusetzen. Denn das Ende des Alten Reiches und
Titelblatt und Subskription von Raccolta di
venticinque rami rappresentanti alcuni bassi relievi,
e statue del Cavaliere Thorwaldsen, Rom/London
1820. Esterházy Privatstiftung, Schloss Eisenstadt,
Fürstliche Bibliothek.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur