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Tagebuch 1937/2
können. Nach 7 Uhr kostet jedes Gespräch innerhalb Englands einen Schilling. Ach,
wie viele 3 Minuten aber mußte Hans warten, bis d. Earl erreicht, gefragt, geantwor-
tet, wiedergefragt, selbstgekommen, wieder befragt war u. endlich sich für Freitag
früh entschlossen hatte ! Wir können nach dieser Telephonrechn[ung] auf d. Größe d.
Schlosses schließen u. auf d. Alter des Kapitäns, wenn wir dieses nicht ohnedies aus
Who is Who schon gewußt hätten. Darf ich noch zum Schluß etwas Verhängnisvol-
les vom Dienst am Kunden erzählen. Auf d. Speisekarte fungierte Caramel Cream,
etwas auf das ich fliege. Weil Cream dabeistand, fragte ich den Kellner, ob es richtiger
Caramell wäre und no ice, I mean not real ice (vergeblich nach d. Unterscheidung
zwischen Gefrorenem u. Creme suchend). Der Kellner, der nur meine Angst vor einer
kalten Speise heraushörte, ließ das kleine runde Ding mit dem Teller erhitzen, sodaß
es ganz zerfallen, ein armseliger Koch, vor mich hingestellt wurde ! Ich aß es u. hatte
zu d. schweren Enttäuschung u. Ungenießbarkeit d. Speise noch das unerquickliche
Gefühl dazu, daß der Kellner mich für einen Narren hielt.
Anmerkungen
1 Reiseroute vom 18. Mai bis 7. Juli 1937, 2. Büchel
Noordwijk (NL)
– Den Haag
– Rotterdam
– Amsterdam
– Rotterdam
– Amsterdam
– Haarlem
–
Rotterdam – (Vlissingen) – London (GB) – Cambridge (HT) – Swanage – London – Rich-
mond – Cheltenham (HT) – Donnington Priory – London – Wilton House (HT) – Salisbury
(HT)
– Longford Castle (HT)
– London
– Hampton Court
– London
– Oxford
– (Birmingham,
Derby)
– Liverpool
– Dublin (IR)
– Liverpool (GB)
– Leeds
– Harewood
– Chesterfield
– Chats-
worth.
Haarlemer Meer (heute Haarlemer Polder), Provinz Nordholland, wurde u. a. mithilfe des
Pumpwerks „De Cruquius“ (1849) zwischen 1840 und 1853 trockengelegt.
2 ETC verfügte über langjährige Kontakte zu den Niederlanden. Als „Geschäftsführerin für
Holland“ der „Staatlichen Lichtbildstelle Wien“ (angesiedelt in der Abteilung für Volks-
bildung des Unterrichtsministeriums) war unter ihrer redaktionellen Leitung ab 1920 die
Reihe „Meisterwerke der Kunst in Holland“ erschienen. „Wir arbeiten für die holländi-
schen Museen, vorläufig fürs Rijksmuseum, Museumshefte, die deutsch, holländisch und
englisch erscheinen sollen und eine Art populäre Einführung eines einzigen Kunstwerks
darstellen. Also ästhetisch-kunsthistorisch – aber vor allem lesbar, einfach geschrieben“,
hatte ETC 1920 Fritz Saxl das ungewöhnliche Vorhaben geschildert (WIA GC, 12615,
ETC an Fritz Saxl, 13.11.1920). Vorgesehen waren mindestens 40 Nummern, von denen
rund 15 nachweislich erschienen sind.
Beiträge ETCs zur Reihe „[Meisterwerke der] Kunst in Holland“ :
Kunst in Holland, Nr. 3, Der Utrecht-Psalter, Wien 1920 (erschienen auch auf Niederlän-
disch : Het Utrechtsch Psalterium, Wien 1920).
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 346
- Kategorie
- Biographien