Seite - 19 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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AlsVermittlungsinstanzen (vecteursde transferts)werdenSchlüsselfiguren, -orte
und -institutionenprimär auf ihredurchSelektions- undKanonisierungsmecha-
nismenausgeübte Funktionder Beförderung, aber auchBlockierungvonkultu-
rellen Transfers überprüft, letzterer Fall, wie Suppanz schreibt, eintretend zum
„Zweck,dieZirkulationkulturellerElementezuregulieren,wennnichtzuverhin-
dern,unddas ‚Eigene‘vordem ‚Fremden‘zuschützen“44.Soerschließtsich,von
wem,warum,nachwelchenKriterienundaufwelcheWeisekulturelleElemente
ausgewählt, übersetzt undmoduliertwerden.Dabei umfassendie Transfergüter
nicht nur Gegenständlicheswie Bücher oder Aufsätze, sondern auch „Symbole
undSymbolhandlungen“45wieBräucheundBegrifflichkeiten,geradebeimExis-
tentialismus,dersichstarkalssubkulturelleModeerscheinungmanifestiert.
InsgesamtwerdenbeimTransfer kulturellerArtefakte vonderAusgangs- in
die Zielkultur nach Lüsebrink drei Komponenten untersucht, die Selektionspro-
zesse (Quantität oderQualität), dieVermittlungsprozesse (institutionell,medial,
individuell) und die Rezeptionsprozesse (Übertragung, produktive Rezeption,
Nachahmung, Kommentarform, kulturelle Adaptation).46 Der Existentialismus
bietet sich für eine solche vielgliedrige Fallstudie durch sein Übergreifen auf
mehrere Disziplinen, seinen hohen Grad anMedialisierung und seinen prozes-
sualenCharakteran.DurchwiederkehrendeModenunddieLangzeitwirkungals
‚Klassiker‘ findet seineVermittlungkeinstriktesEndeundseinenAnfängengeht
eine„ÜberkreuzungnationalerTraditionen“vorausaufgrundderBedeutungder
deutschsprachigenPhilosophie fürdie französische (inBezugaufÖsterreichpri-
mär der phänomenologischen Tradition Franz Brentanos, dessen Schüler Ed-
mund Husserl war, der wiederum Sartre stark prägt). Dass der Transfer nach
Österreich entsprechend zu keinem unwesentlichen Teil „Retransfervorgänge“
beinhaltet, ist eineweitereFacette,durchdiederExistentialismus„geradezuein
Modellbeispiel“47 fürdieKulturtransfertheoriedarstellt.
44 Suppanz:Transfer,Zirkulation,Blockierung,S. 28.
45 MiddellundMiddell:ForschungenzumKulturtransfer,S. 112.
46 Hans-Jürgen Lüsebrink: Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung,
Kulturtransfer.Stuttgart42016,S.146.
47 MichaelWerner:Vorwort. In:Rahner:DieRezeptiondes französischenExistentialismus im
kulturellenFeldWestdeutschlands,S. 7.
2 DerExistentialismusalsGegenstandderKulturtransferforschung 19
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur