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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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MenschenallerLänderundZeiteningleicherSituation“95.HatmanesbeiKultur- transfers prinzipiell mit „asymmetrischen Konstellationen“96 zu tun, deren ein- fachste, laut MichaelWerner, die zeitliche Verschiebung ist, so führt die Zäsur durchdenZweitenWeltkrieg inFrankreichundÖsterreichdochzueiner beson- deren Vergleichbarkeit. In beiden Ländern setzt sich das kulturelle Feld nach 1945 neu zusammen, auchwenn – der Logik der jeweiligen politischen Kräfte gehorchend – die Restrukturierung in Österreich bald in eine von Vorkriegs- AkteurInnendominierte „konservativ-restaurative, die Kontinuität betonende“97 Ausrichtungmündet, während in Frankreich SchriftstellerInnen der Résistance unddieHegemoniederPartiCommunistedenZeitgeistprägen.98 Mit der Aufwertung des eigenenWiderstands gegen den Nationalsozialis- musundderAußerachtlassungdesKollaborationsausmaßes trägtbis zueinem gewissen Grad eine Verklärung der jüngeren Vergangenheit zum Fundament der IV. und V. Französischen Republik bei, zu der das Stützen auf die Opfer- these als Gründungsmythos der Zweiten Republik Österreichs bisweilen in Bezug gesetztwird. 1940unterliegt „einmilitärisch gestärktes, innen- und au- ßenpolitischkonsolidiertesund selbstbewußtesFrankreich einemGegner, des- sen militärischer Aufrüstung kaummehr Aufmerksamkeit geschenkt worden war als seinen politischen Expansionsbestrebungen“99, fasst der Romanist Hans-Jürgen Lüsebrink das für die Nation traumatische Ereignis zusammen. Sartre selbst, so viel ist seinen Briefen zu entnehmen,wollte bis zumTag des AusbruchskaumaneinenKriegglaubenundberuhigtetwaLouiseVédrine (bei der es sich um die jüdische Freundin Bianca Bienenfeld handelt) noch am 31. August 1939, dass kriegerische Absichten Hitlers unmöglich seien („[c]’est dubluff“100). Rückblickend erklärt er,manhabe sichnicht amVorabend, son- dernamFolgetagdes letztenhistorischenUmbruchs („au lendemaindudernier 95 Herbert Eisenreich: Prominente vonuntengesehen.Der offizielle undder liberaleGeist in ÖsterreichsGegenwart. In:DieZeit, 26.02.1953. 96Werner:DissymmetrienundsymmetrischeModellbildungen inderForschungzumKultur- transfer,S.89. 97WynfridKriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich–einÜberblick. In: treib- haus10(2014),S. 29–49,hierS.37. 98 Cf.GisèleSapiro:LaGuerredesécrivains. 1940–1953.Paris 1999,S. 564. 99 Hans-JürgenLüsebrink:DieNiederlageals Trauma–L’Empire colonial alsKompensation. In:SchlobachundGrunewald (Hg.):Vermittlungen.Aspektederdeutsch-französischenBezie- hungen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd. 2. (Contacts, Gallo-Germanica 7.) Bern etal. 1992,S.357–370,hierS.357. 100 Sartre:LettresauCastor,S. 271. 3.2 Résistance,OpfertheseunddasÜberspringenvonLesMouches 37
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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