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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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Abgesehen von einigen experimentellen Erzählungen (etwa der AutorenWalter Toman,ClausPack,AntonHegnerundErichFried) fallendievonWeigelgrund- sätzlich„ohneallepolitischen,weltanschaulichenundstilistischenHintergedan- ken“52 ausgewählten Texte der Anthologie jedoch eher konventionell aus, die jungenBeiträgerInnen(wieHerbertEisenreich,HermannFriedl,MarlenHausho- fer, Herbert Zand, Karl Bednarik, Milo Dor und Reinhard Federmann) suchen zwar nachneuenFormen, halten abermeist „ander traditionellen Erzählgram- matik“53 fest. Weber vermutet, dass die generelle „Avantgarde-Feindlichkeit“54 derStimmenderGegenwart ihrenGrund imEinflussdesdemSurrealismusnega- tiv gegenüberstehenden Existentialismus haben könnte (cf. Kap. 6.4). Die von Weigel erwähnten unartikuliertenAufschreie jedenfalls seienweniger „Bewälti- gungundGestaltungderWirklichkeit“ als Symptome von „Weltangst undRea- litätsflucht“, die noch augenfälliger in dem „etwas dünneren Aufguß“ der zweitenGenerationwürden, soder JournalistOttoF.Beerüberdie sich ihmdar- bietende „Scheinwelt“: „Kafka spukt durch diese Seiten.“55 Für bedenklich hält in den Stimmen der Gegenwart selbst HansHeinzHahnl diesen Trendder auch vonSartreabgelehntenKafka-Imitationen:56 Sogibtesheute,wieesvor 150 JahreneineWertherkrankheitgab,eineKafka-undOrwell- seuche.Viele jungeAutoren–auchsehrbegabteundsolche,die fähigsind,einenerlebten Gedankensoauszusprechen,daß ihneinandererneuerlebenkann–verfallenderVersu- chung, ihreSkepsis, ihreVerlorenheitundWeltangstà laKafkaundOrwellauszusprechen, inderenWerk,Kafkasvor allem, […] sie sichwiederzuerkennenglauben. […] InderNach- ahmunggewissernihilistischerundpessimistischerSchilderungeneinesKafkaoderOrwell […] entsteht wie bei jeder Nachahmung ein Automatismus. Angst um der Angst willen, 52 HansWeigel:Vorbemerkung. In:StimmenderGegenwart, 1953,S. 5–6,hierS. 5. 53 Kriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich,S.39,46.Diesgiltumsomehr für die älteren NachkriegsschriftstellerInnen, wie Ernst Waldingers Gedicht „Kafka in Kierling“ veranschaulicht, dessen erste Strophe lautet: „Es ergreift mich weh und sonderbar, /Wenn des neuenHiobs ich gedenke, /Daß imDorf in seinemSterbejahr / ZwischengrünenHügeln inder Senke / So er litt,wo ich einst glücklichwar.“Waldinger: Kafka inKierling. In: Joseph Strelka (Hg.):DaszeitloseWort.EineAnthologieösterreichischerLyrikvonPeterAltenbergbis zurGegenwart.MiteinemNachwortvonErnstSchönwiese.Graz,Wien1964,S.87. 54Weber:StimmenderGegenwart, eineAnthologie,S. 25. 55 OttoF.Beer: ImmernochKafka…BemerkungenzueinerAnthologie. In:DieZeit, 13.08.1953. 56 „Kafka imitiert man nicht, schreibt man nicht neu:manmußte aus seinen Büchern eine kostbareErmutigungschöpfenundwoandersweitersuchen.“ („Onn’imitepasKafka, onne le refait pas: il fallait puiser dans ses livres un encouragement précieux et chercher ailleurs.“) Sartre:Was istLiteratur?,S. 175. (Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 227.) 6.1 Verflechtungen:KafkaundderneueKanon 157
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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