Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Seite - 173 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 173 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Bild der Seite - 173 -

Bild der Seite - 173 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text der Seite - 173 -

In zahlreichen Stimmen der Gegenwart-Texten erscheint die Welt „welk und grau“148,„zartgrau“149 imgünstigstenFall.Ausder„Sinnlosigkeit“blickenFigu- ren „mit leerenAugen“: „Siehatten sichmit allemabgefunden, sowiemanmit zuBodengesenktemGesicht hinter einemLeichenzugdahintrottet unddieErd- klumpen, die andere schon zertreten haben, verträumt mit dem Fuß beiseite schiebt.“150DieSymbolikverrät:DerKrieghatnichtnurMillionenTotegefordert, sondernauchunterdenLebenden„viele toteGesichter“151hinterlassen. Dieunteranderem1953vonHerbert ZandskizzierteHaltlosigkeit vonFigu- ren,„ausgesetzt zwischeneinerWelt, vonder [sie]bereitsAbschiedgenommen hatte[n], und einer anderen Welt, zu der es noch keine Brücke gab“152, ent- sprichtderexistentialistischenGrundstimmungdesdélaissement,dieSartrede- finiert als desMenschen Einsicht, dass er auf Erden verlassenundhilflos und vollverantwortlichaufsichselbstgestellt ist („qu’il est seuldélaissésur la terre aumilieu de ses responsabilités infinies, sans aide ni secours, sans autre but que celui qu’il se donnera à lui-même, sans autre destin que celui qu’il se for- gerasurcette terre“153). InHumbertFinks„GegendenStrom“wohntderVerlas- senheit ganz indiesemSinneauch„derMutderVerzweiflung,dienichtsmehr zuverlierenhat“154, inne.UnterVerzweiflung,der zweitenGrundstimmungder Trias Angst, Verzweiflung und Verlassenheit (angoisse, désespoir, délaisse- ment), versteht Sartre das Handeln(müssen) ohne Hoffnung („agir sans es- poir“155) und Sicherheiten („conjecturer sans preuves, entreprendre dans l’incertitudeetpersévérer sansespoir“156).Noch imletzten JahrgangderAntho- logie Stimmen der Gegenwart 1956 dominieren „dumpfe Verzweiflung“, aber auch „messerscharfe Angst“157 viele Texte: „Es geht viel Angst um / in diesen Stunden. /Angst / indenbeschriebenenZeiten /der StädteundGräber.“158 In der Angst schließlichwird das Individuumseiner Freiheit undVerantwortung gewahr, doch unterstreicht Sartre, Pascal paraphrasierend, dass sie dennoch nicht hemmt: „DieAngst ist keineswegs einHindernis für dasHandeln, sondern 148 MichaelGuttenbrunner:ZuNebelwarddieWelt. In:StimmenderGegenwart, 1952,S. 13. 149 HerbertZand:Niemandszeit. In:StimmenderGegenwart, 1953,S.32–36,hierS.33. 150 HermannStöger:DieVerlobung. In:StimmenderGegenwart, 1953,S. 28–30,hierS.30. 151 HumbertFink:GegendenStrom. In:StimmenderGegenwart, 1953,S. 72–75,hierS. 74. 152 Zand:Niemandszeit,S.32. 153 Sartre:ÀProposde l’existentialisme,S.656. 154 Fink:GegendenStrom,S.74. 155 Sartre:L’Existentialismeestunhumanisme,S.48. 156 Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 225. 157 PaulBlaha:DerVorabend. In:StimmenderGegenwart, 1956,S.7–20,hierS. 10. 158 AloisHergouth:WortausderZeit. In:StimmenderGegenwart, 1952,S. 125. 6.3 LiteraturunterdemGalgen:Grenzsituationen 173
zurück zum  Buch Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich