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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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tanzieren sich von ihm,mit oder ohne Eklat, Simone deBeauvoir zufolge auf- grund tiefer Meinungsverschiedenheiten oder weil sie ihn kompromittierend fanden („avecplus oumoinsd’éclat, soit par unprofonddésaccord, soit parce qu’ils le trouvaient compromettant“68). Während sich Sartres Annäherung an dieKommunistInnenübermehrere Jahre zieht,macht ihn seineRedebeim in- ternational sichtbaren Friedenskongress, „die erste nach seinerWandlung“69, offiziell zumWeggenossen, so seine BiographinAnnie Cohen-Solal: Öffentlich zum compagnon de routewird er also nicht in demMoment, als dieMehrzahl der Intellektuellen nach 1945 es sind, sondern sieben Jahre später, als ange- sichts des inzwischen publik gewordenen Ausmaßes sowjetischer Straflager viele ihreanfänglicheHaltungaufgeben.70SartrebeschließtdieseSeitederGe- waltauszublenden,daerdieSowjetunion(Leninzitierend) füreinenansichzu verteidigenden historischenWert („en elle-même une valeur historique à dé- fendre“71)hält.Sperbermoniertdiesbezüglich: Sartre hat niemals die Existenz des Gulag geleugnet, aber jene hemmungslos bekämpft und herabgesetzt, die diese Wahrheit verbreiteten, denn manmußte, meinte er, unter allen Bedingungen den Glauben des Proletariats an Stalin und an den sozialistischen Charakterder Sowjetunionbewahren. Sartre, der intellektuell einflußreichsteund törich- teste Propagandist der falschen Alternative, verlangte später, daß man zu allem Übel schweigen sollte, das Rußland und die kommunistische Bewegung in der ganzenWelt anrichteten.Undwoesunmöglichwar, eszuverheimlichen,galt es,Gründedafür zu fin- den,warumes trotzallemnotwendigbliebzudenKommunistenzustehenund ihreGeg- ner,die ‚Hunde‘, zubekämpfen.72 68 Beauvoir,LaForcedes choses, Bd. 2, S. 21. IndiesemWandel endet das vonmanchenBe- obachterInnenalswillkürlichbeanstandete„‚être engagé‘without identifying thecause“ (An- ders: On Sartre [LIT], S. 16) des Existentialismus. So kommentiert der 1938 vonWien nach Kalifornien emigrierte Historiker und Philosoph Eric Voegelin am 21. Oktober 1952 in einem Brief anRobert B. Heilman: „Imyselfwondered all the timewhere that sort of atheistic exis- tentialism would end; for the attitude of ‚engagement‘ without being concretely engaged could not bemaintained forever. Tomypleasure it endedwhere according tomy analysis of Gnosis it shouldend.TheSartre case is onemore illuminating item in thebreakdownof intel- lectualism.“ Eric Voegelin: Robert B. Heilman and Eric Voegelin. A Friendship in Letters. 1944–1984. Editedwith an introduction by Charles R. Embry, foreword by Champlin B. Heil- man. Columbia/MO 2004, S. 114f. Cf. auch Eric Voegelin: Published Essays 1953–1965. (The CollectedWorksofEricVoegelin11.)Missouri 2000,S. 224–251. 69 HansHeinzHolz:DieabenteuerlicheRebellion.BürgerlicheProtestbewegungeninderPhilo- sophie.Stirner,Nietzsche,Sartre,Marcuse,NeueLinke.DarmstadtundNeuwied1976,S.163. 70 Cohen-Solal:Sartre,S.569,579. 71 Jean-PaulSartre: LesCommunistes et laPaix. In: Sartre: Situations,VI. Problèmesdumar- xisme,1.Paris 1964,S.92. 72 Sperber:NureineBrückezwischenGesternundMorgen,S.44. 8.2WendepunktWien:SchmutzigeHände 279
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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