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erzählthatte.DieAbendeverbrachtenwir inmittelalterlichenKellerndesStadtzentrumsoder
invorstädtischenWirtshäusernamFußdermitWeingärtenbedecktenHügel.158
(ASalzbourg, dansunhôtel de la vieille ville, qui en reflétait toutes les grâces, Sartre se
remit à travailler; il se retrouvait. Lacs etmontagnes, nous revisitâmes les environs et au
bout d’une semaine, nous filâmes surVienne. Par suite de contrats signés, sans l’accord
de Sartre, parNagel, on se préparait à y jouerLesMains sales; leMouvement de la Paix
l’en avisa; il protesta et s’expliqua au cours d’une conférence de presse. Enfin je vis les
Breughel dumusée, leDanube, le Ring, le Prater et les vieux cafés dont onm’avait tant
parlé; nousnousattablions le soir dansdes cavesmoyenâgeuses, aucœurde la ville, ou
dansdescabaretsdes faubourgs,aupieddescollinescouvertesdevignoblesblonds.)159
Dass Sartre von niemandem rechtzeitig informiert wird, muss erstaunen, so
FriedrichTorberg,derdamitwomöglichunterschätzt, inwelchemAusmaßSar-
trebürokratischeAngelegenheitenscheut:
Warum der regsame Existentialdramatiker gerade seinen Theateragenten immer noch
schaltenundwalten läßt, statt ihmdasSchicksal desHinaus-Geworfenseins zubereiten,
ist unerklärlich, unddie legalistischenFormalitäten, auf die er bei seinerWiener Presse-
konferenzhinwies, sindkeineErklärung.Diewärewohleherdarin zusuchen,daßesbis
indie jüngsteVergangenheit zuzeitweiligenReibungenzwischenSartreundderKommu-
nistischenPartei kommenkonnte, und tatsächlichwurdendieAufführungsrechte just in
einem solchen Zeitpunkt an das Volkstheater vergeben. (Ob Sartre ihre Vergebung be-
günstigthat,wirdsichschwer feststellen lassen;behinderthater sienicht–dasgingaus
einemPressebulletindesEuropa-Verlagseindeutighervor.)160
DeralsprokommunistischattackierteVolkstheater-DirektorEpp, indessenDirek-
tionszeitdasHausüberdiesSartresDasSpiel istaus (Regie:GustavManker, 1959),
DieEingeschlossenen (Regie:LeonEpp,04.09.1960)undDieTroerinnendesEuripi-
des (Regie: GustavManker, 1967) auf die Bühne bringt–da es für ihn „eine der
wesentlichsten Aufgaben“ des Volkstheaters ist, „gegenwärtige Literatur zur
Debatte zustellen“161–, bemüht sich,„demAutor zuliebedieantikommunisti-
158 Beauvoir:DerLaufderDinge,S.301.
159 Beauvoir:LaForcedeschoses,Bd. 2,S. 51f. Zusatzinformationenwiediese fehlen fürSar-
tres Wien-Aufenthalt 1952, bei dem Beauvoir nicht anwesend ist. Was Sartre außerhalb des
Friedenskongressesunternimmt,bleibt verborgen,mitAusnahmedesHinweises, erhabeeine
ganzeNacht langmitRussInnenWodkagetrunken („[p]endant touteunenuit il avait bude la
vodkaavec lesRusses.“)Beauvoir:LaForcedeschoses,Bd.2,S. 20.
160 Torberg:SartreoderDieehrbareKoexistenz,S. 16.
161 LeonEpp:KompromisslosesTheater gegenGefühlsträgheit undWohlstandslethargie.Die
elfte Direktion. Leon Epp seit 1952. In: Maske und Kothurn 13 (1967), Nr. 4, S. 299–317, hier
S. 300. Epp führt 1952 ein Sonderabonnement ein für Premieren avantgardistischer Dramen,
umdas „zumTeil etwaskonservativ veranlagteWienerPublikumnichtallzusehr zu schockie-
ren“: „Es ist furchtbar schwer, in Wien mit zeitgenössischer Literatur durchzudringen. Der
296 8 SartreundderkulturelleKalteKrieg
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur