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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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denendie existentialistischen Ideen (gestützt durchBerichterstattung ingeneig- tenPeriodika)amstärkstenzirkulieren. BetreffendSartres scheinbarenAnti-Humanismusdeckt sichdie katholische mitderkommunistischenHaltung indenerstenNachkriegsjahren.Sind inseiner antikommunistischenPhasedurchausnochkommunistische oderdemKommu- nismus sehr nahe stehende SchriftstellerInnen in Österreich öffentlich aktiv, gerade imPEN-Umfeld, stellendiese,alsSartre 1952 inWienöffentlichzumcom- pagnonde routewird, eine Splittergruppe im inzwischenausdrücklich antikom- munistischen Klima dar. Zwischen den Blöcken gelegen, gerät Österreich zum AustragungsortauchvonkulturellenKonfliktendesKaltenKriegsdervieralliier- tenMächte,sobeimberühmtenBrecht-BoykottundbeidenSkandalenumSartre in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre.25 Sein Völkerkongress-Auftritt und der medial befeuerte Kampf um die Wiener Les Mains sales-Aufführungen bilden denHöhe- undWendepunkt desTransfergeschehensund stellen für dieweitere Existentialismus-AufnahmedieWeichen.AuchwennSartresVerhältniszurKom- munistischenPartei schnellwieder insNegativ(er)eumschlägt, verfestigendiese Momente in Österreich sein Image, Literatur für (partei)politische Zwecke zu missbrauchen und den eigenen Figuren „ideologische Spruchbänder zumHals heraushängen“26zu lassen. Im Verlauf der fünfziger Jahre, einer Phase allgemeiner politischer und ökonomischer Stabilisierung, verliert der Existentialismus als „Philosophie der Krise“27– geboren aus den kollektiven und individuellen Grenz- und Zä- surerfahrungen des Krieges, der Besetzung und der Libération – an „Durch- schlagskraft“28. Anders als in Frankreich, wo Sartre bei den 1968er-Unruhen als Intellektueller neuerlich in der ersten Reihe steht und durch seine politi- schen Interventionen im Schulbildungsbereich höchstens Eklats auslöst,29 gelten seine existentialistischen Schriften in dem von der Protestbewegung 25 Diese seltenauffallendeParallele erwähntanlässlichderBurgtheater-PremierevonSartres Die Fliegen im Jahr 1965 Ernst Lothar (Tragikomödie der Gewissensbisse. In: Express, 16.02.1965): „Eine Frage:Wird auf demLueger-Ringmit ungleichemMaßgemessen?Daman dort Brechtmit demBannbelegt,was rechtfertigt dasPrivileg zugunstendes ihm ideologisch nicht fernstehenden Sartre? Sein deprimierendes Résistancestück, dasmanübrigens inWien schonsah,keinesfalls.“ 26 Basil: JeanPaulSartre,DieschmutzigenHände,Theater inder Josefstadt,S. 267. 27 Fischl: Idealismus,RealismusundExistentialismusderGegenwart,S. 236. 28 Jurt: Jean-Paul Sartre oder der totale Intellektuelle. In: Neue Zürcher Zeitung, 22.05.1987. Cf.Bourdieu:LesRèglesde l’art,S.350. 29 Cf. Jean-Paul Sartre: „LeMur“ au lycée. In: Sartre: Situations, VIII, S. 233–238. [Zuerst in:LeMonde, 18.01.1969.] 9 „Ein toterSartre isteinguterSartre“.BilanzundAusblick 317
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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