Seite - 464 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
planaroder ineinerMischform(z.B.StartalsRotationsbewegungundplanare
Weiterbewegung),wobei sichder jeweils auflagerndeLockergesteinskörper im
Verbandbewegt(vgl.Abb.01b).SolcheLockergesteinsrutschungenkönnensich
imZugeeinesEreignissesspontanoderübermehrereEreignisseprogressivvon
einemAnriss ausgehendentwickeln.
Hangmurenentstehenoft ausgehendvonLockergesteinsrutschungen (Initi-
alprozess), in weiterer Folge fließt das freigesetzteMaterial auf der Gelände-
oberfläche (Sekundärprozess) ab (vgl.Abb.01c).
SolcheProzessekönneneinerseits spontanentstehenunddannsogleichein
stabiles finales Prozessstadium erreichen. Andererseits können sich solche
Prozesse aber auch über mehrere Ereigniszeitpunkte hinweg progressiv wei-
terentwickeln, so dass zunächst einer odermehrere intermediäre Prozessent-
wicklungsstadien resultieren. Eine Reaktivierung dieser Prozesse ist dann
immerwiedermöglich, bis das finale Prozessentwicklungsstadiumerreicht ist
(vgl.Abb.02a).SolchesichprogressivweiterentwickelndenProzessekommenin
Österreich vielerorts aufgrund fluviatiler Ufererosion im Zuge wiederholter
Hochwasserereignisse entlangderGerinnevor (z.B.Tilch, 2009;Chifflardund
Tilch,2013;Januetal.,2013).DurchdenMaterialeintrag indasGerinnewerden
so auch in siedlungsfernenGebietenÖsterreichs beträchtlicheMurschuttvolu-
minamobilisiert, die über die hochwasserführendenGerinne (fluvialerMate-
rialtransport, Abb.02b) in die Siedlungsgebiete gelangen, dort beträchtliche
Schäden verursachen und eine Gefahr für die Bevölkerung sein können
(Abb.02c).
Im Rahmen der Dokumentation bisheriger regionaler Extremereignisses
wurde oftmals festgestellt, dass bereits auf engstem Raum unterschiedliche
Prozesstypenund -entwicklungsstadienvorkommen (vgl. Kapitel 18.3.1).Dies
ist vornehmlich in der kleinräumigenVariabilität der für diese Prozesse rele-
vantennatürlichenundanthropogenenVerhältnisseamProzessstandortundim
jeweiligen hydrogeologischen Einzugsgebiet (im Folgenden als »Standortfak-
toren«bezeichnet)begründet.Hervorzuheben sinddieBeschaffenheit unddie
geotechnischen und hydro(geo)logischen Eigenschaften der Lockergesteins-
auflage sowie jeneStandortfaktoren,die imZusammenhangmitdenvielerorts
seit Jahrhunderten erfolgten anthropogenen Eingriffen in den ursprünglich
natürlichenZustanddesHangsystems stehen (z.B. Art der Landnutzungund
Bewirtschaftung, Hangwasserbewirtschaftung (u. a. Hangdrainagen, Quellfas-
sungen),AbgrabungundAnschüttungvonMaterial).
InÖsterreich treten Lockergesteinsrutschungen und Hangmuren vorwie-
gendalsEinzelprozesseauf,diejedochauchdurcheinengroßräumigenAuslöser
(z.B.Starkniederschlagsereignis)anvielenStellenmehroderwenigerzeitgleich
freigesetzt werden können und dadurch besonders für raumplanerische Fra-
gestellungenbedeutsamsind.
ExtremebeiHangrutschungenundHangmuren464
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute