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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 83 -
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Entstehung des „Geistlichen Vorbehalts“ 83 Reich zu riskieren; denn aus Norddeutschland kamen beunruhigende Meldun- gen über Truppenwerbungen, insbesondere des Herzogs Erich von Braun- schweig, und die Spannungen zwischen den fränkischen Bischöfen und allen weltlichen Fürsten aus dem Hause Hohenzollern schwelten trotz der Ächtung und Niederlage des Markgrafen Albrecht Alkibiades weiter. Andererseits war man von Nachrichten über die unlängst nach dem Tode des Mainzer Erzbi- schofs Sebastian von Heusenstamm erfolgte Neuwahl beeindruckt, bei welcher der Domherr Daniel Brendel von Homburg angeblich nur mit einer Stimme Mehrheit über einen von protestantischer Seite protegierten Kandidaten gesiegt hatte294, und nahm das als Warnzeichen, wie leicht es zu einer protestantischen Mehrheit im Kurkolleg mit ihren Folgen für das weitere Kaisertum der Habs- burger kommen konnte, wenn die Katholizität der geistlichen Fürstentümer nicht gesichert wurde. Ganz im Sinne dieser Erwägungen erklärte Ferdinand dem päpstlichen Nuntius Delfino, zwar müsse er in einigen Punkten den Prote- stanten nachgeben, um einen Krieg im Reich zu vermeiden, keinesfalls aber werde er die „libertà“, die er den weltlichen Fürsten einräumen müsse, von denen ohnehin die meisten schon evangelisch seien, auch den geistlichen ge- statten295. Wenn der König außerdem bemerkte, natürlich sollten alle Entschei- dungen nur bis zu der zu vereinbarenden Konferenz über die Wiedervereini- gung im Glauben gelten, ließ er durchblicken, daß er noch immer hoffte, auch hierin wenigstens einen Schritt weiterzukommen. Aber der Nuntius verstand die darin liegende Aufforderung zu mehr konstruktiver Unterstützung aus Rom nicht. Im Unterschied zu den Räten der weltlichen Kurfürsten hatten die der geist- lichen während der zweiten Beratungsrunde im Kurfürstenrat keine internen Besprechungen mit ihren Glaubensgenossen im Fürstenrat gehalten. Denen gingen etliche Zugeständnisse zu weit, insbesondere konnten sie den Verzicht auf den Gewissensvorbehalt und die Hinnahme der allgemeinen Freistellungs- formulierung nicht verstehen296. Die Begründung der um Aufklärung ersuchten Räte der geistlichen Kurfürsten deckte sich weitgehend mit den Überlegungen im Rat des Königs: „aber in summa, sollten si disen reichstagh nit one frucht zuvergehen lassen und das ubrige, so die Geistlichen noch hetten, ganz in die schantz slaen, so hetten sie sich wiewol beschwerlich, dermassen mit inen ver- gleichen müssen“297. Die Anmerkung, den Mitgliedern des Fürstenrates damit aber „kain mass“ geben zu wollen, bedeutete die verklausulierte Zustimmung zu einem Abwehrversuch. Die katholische Gruppe im Fürstenrat einigte sich 294 Diese Angabe in einer von Zasius unterzeichneten undatierten Beilage, die im HHStA Wien, Berichte aus dem Reich 4/II hinter seinem Brief v. 15.6.1555 an König Maximilian liegt. Aus- zugsweise unter diesem Datum gedruckt bei Krause, S.94; Decot, Religionsfrieden, S. 187 Anm. 86 bezweifelt, daß das Wahlergebnis so knapp gewesen sei. 295 NB I 17, S. 80ff: Bericht Delfinos an Papst Paul IV. v. 8.6.55; vgl. Goetz, Vertreter, S. 200f, bei dem die entscheidende Aussage nicht herauskommt. Mit „libertà“ dürfte die „Freistellung“ ge- meint sein. 296 Über die innerkatholischen Beratungen bis zum 8.6. ausführlich das Passauer Protokoll, fol 70– 82; Zusammenstellung der Änderungswünsche bei Ernst, Bw. 3, S. 219 Anm. 297 Bericht des Münsterschen Gesandten Jobst von Dincklage v. 11.6. 1555 (NWStA Münster, FML 473 Bd. 3a, fol 228–232, das Zitat 228v); ähnlich das Passauer Protokoll fol 77r CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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