Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 130 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 130 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Bild der Seite - 130 -

Bild der Seite - 130 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Text der Seite - 130 -

Kapitel 1: Ferdinand und der Augsburger Religionsfrieden130 dritten Punkt verteidigten sie nochmals den Zusatz „auch alle anderen Stän- de“597. Ferdinand lehnte ihre Anträge sämtlich ab, denn sie erschienen ihm hin- derlich oder überflüssig. Es bedurfte ressentierter Hinweise, die vom König bevorzugten Fassungen dienten alle zum Besten der Katholiken und die wegen des Ritterartikels geäußerten Befürchtungen seien abwegig, bis die katholischen Stände ihre Einwände am 20. September fallen ließen598, kurz bevor die letzte Runde mit den Protestanten begann. Sie bestand nochmals in einem zähen Ringen um einzelne Formulierun- gen599, denn die Taktik der Protestanten zielte darauf, die Konsequenzen des Geistlichen Vorbehalts zu entschärfen. Die Richtung wurde im wesentlichen von Kursachsen gewiesen600. Kurfürst August hatte entschieden, daß der Geist- liche Vorbehalt als einseitige Setzung des Königs „one vorletzung der gewißen“ hingenommen werden könne, soweit die Prälaten betroffen würden; aber er problematisierte die Konsequenzen für die Untertanen, denen nun, da die Stifte katholisch bleiben würden, „nicht alein der weg vorschloßen zu ferner er- kenthnus des wort gots zu komen“, sondern sie müßten sogar auf Verlangen des Bischofs, selbst wenn sie schon lange evangelisch wären, „unsere erkanthe Christliche Religion fallen laßen“, ohne daß man ihnen helfen könne601. Die Protestanten präsentierten darum nach einem wohl nur als Pflichtübung anzu- sehenden Vorschlag, die Bestimmung besser außerhalb des Reichstagsabschieds zu erlassen, sieben Änderungsanträge zur Entlastung ihrer Gewissen. Einige Wünsche betrafen nur sprachliche Milderungen. Hinter ihrem Ansinnen, in der Einleitung des Artikels festzuhalten, daß sich die Religionsparteien über diesen Punkt nicht hätten einigen können und die Setzung kraft königlicher Autorität auf Bitten der Katholiken erfolgt sei, steckte im Grunde eine „reservatio menta- lis“. Zwei Punkte waren substantieller Natur: (1) Die in Ferdinands Entwurf vorgesehene Regel, daß ein konvertierender Prälat durch eine „Person der alten Religion verwandt“ zu ersetzen sei, sollte die allgemeinere Fassung „eine andere Person“ erhalten602. (2) Mit der Begründung, es würde den Frieden wieder ge- fährden, wenn Bischöfe versuchen würden, ihre seit langem evangelischen Rit- ter und Städte von ihrem Glauben abzudrängen, ersuchten sie um die Aufnah- me eines Passus in den Artikel über die Geistliche Jurisdiktion, „das dieselbig jurisdiction nit sollt gebraucht werden wider ire ritterschaft und communen, so bisher der Augspurgischen Confession gewest“603. Die entscheidende Erklä- rung war indessen, wenn der König an seiner Resolution festhalte und ent- schlossen sei, den Artikel in den Reichstagsabschied einzufügen, so wüßten ihre 597 Lutz/Kohler, S. 133f; Bucholtz 7, S. 212f. 598 Passauer Protokoll, fol 185v/186r; Wolf, Religionsfrieden, S. 165; Lutz/Kohler, S. 136f, 139, 142f; Ernst, Bw. 3, S. 331 Anm. 2 599 Ausführlicher Bericht Hornungs bei Lutz/Kohler, S. 143–150 600 Wolf, Religionsfrieden, S. 166; Ernst, Bw. 3, S. 332 601 Ranke, Reformation 6, S. 304f; August hatte dazu ein Gutachten von Melanchthon eingeholt (Simon, S. 68). 602 Der von den Protestanten gewünschte Wortlaut des Geistlichen Vorbehalts bei Lehmann 1, S. 48 603 Lutz/Kohler, S. 145 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
zurück zum  Buch Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V."
Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ferdinand I. als Kaiser