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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 157 -
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Die erste Phase des Reichstages 157 lierte, gedachten sie „mit disen also den anfang zu machen in mainung, wo dis erhallten, das allsdann das andere in ain billiche consequentz gezogen und nicht ver[h]indert werden möcht99„. Ferdinand hatte in seinen Reichstags-Überlegungen die Einflußpotentiale der wichtigeren protestantischen Fürsten offenbar falsch bewertet. Die religionspo- litische Energie des neuen Pfälzer Kurfürsten Ottheinrich, der damals schon ein schwerkranker Mann war100, hat der König unterschätzt. Seine Erfahrungen im Vorjahr, als sich August von Sachsen als ausschlaggebender Faktor unter den Protestaten erwiesen hatte, führten dazu, daß er sich auch im Frühsommer 1556 an dessen in Leitmeritz abgegebenem Urteil über die Stimmung im evangeli- schen Lager orientierte. Zwar war die Auffassung des Wettiners wohl zutref- fend, daß nur die wenigsten protestantischen Fürsten an einer schiedlichen theologischen Überwindung der Glaubensspaltung (noch) Interesse hatten; insofern war sein Abraten von Ausgleichsverhandlungen konsequent. Jedoch hatte Ottheinrich mit der Forderung nach Aufhebung des von allen Evangeli- schen als Diskriminierung empfundenen Geistlichen Vorbehalts durch die „Freistellung“ den Hebel ergriffen, mit dem er die Diskussion über die „streiti- ge Religion“ auf dies andere, weder Ferdinand noch August erwünschte Gleis lenken konnte. Dabei kam ihm seine unbestrittene Stellung als vornehmster weltlicher Kurfürst zustatten; ohne weiteres haben die kursächsischen Vertreter den „Vorsitz“ im Kreise der Protestanten an Ottheinrichs Gesandte abgetreten. Kurfürst August aber befand sich in einem Dilemma: Einerseits lehnte auch er den Geistlichen Vorbehalt ab und wollte an seiner evangelischen Gesinnung keinen Zweifel aufkommen lassen, andererseits aber wollte er weder den Reli- gionsfrieden noch das Einvernehmen mit König Ferdinand gefährden. Insofern handelte der eine seiner Vertreter sicherlich nicht völlig gegen die Intentionen des Kurfürsten, wenn er engen Kontakt mit des Königs Räten hielt und insge- heim gemeinsam mit Zasius überlegte, wie den von Pfalz initiierten Vorstößen zu begegnen sei101. Das Votum der Protestanten im Fürstenrat am 25. August, das sie in internen Beratungen vereinbart hatten102, hatte bei Zasius – zweifellos der führende Kopf unter Ferdinands Räten in Regensburg – sogleich Zweifel erweckt, ob die Konzeption seines Herrn realisierbar sei, und den Verdacht verstärkt, jene wollten auf diese Weise die Türkenhilfe verzögern, sei es, um sie (wieder ein- mal) als Druckmittel gegenüber dem König zu verwenden, sei es aus Mißtrauen, Ferdinand könnte, wenn die Hilfe bewilligt sei, mit den Türken Frieden schlie- 99 Bericht v. 1.10.1556, fol 160v. Zasius bezeichnete den protestantischen Antrag daher als betrüge- risches Manöver. Vgl auch die von Bundschuh S. 155 Anm. 113 zitierte Passage, die Zasius wie- der gestrichen hat. 100 Kurze, S. 14 101 Zasius’ Berichte im September und Oktober enthalten zahlreiche Mitteilungen über dieses Zusammenspiel. Er nennt seinen Partner „Nikodemus“ in Anspielung auf Joh. 3; er deutet an, daß er auch mit materieller Erkenntlichkeit gewinkt hat. Bundschuh vermutet, daß es sich um Franz Kram handelte (S. 144 Anm. 76). 102 Ernst Bw. 4, S. 132–135 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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