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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 158 -
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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag158 ßen und die Gelder dann „etwa zur vertrückung irer etlicher“ gebrauchen103. In dem – von Zasius konzipierten – Bericht über diese Sitzung wurde schon die Ansicht geäußert, der König habe sich mit der in seiner Instruktion zum Aus- druck gebrachten Annahme geirrt, daß viele Protestanten keinen Wert auf Ver- handlung der Religionsfrage legten104. Nachdem ein zweiter Anlauf am 1. Sep- tember das gleiche negative Ergebnis gehabt hatte, zog Zasius den Schluß, es wäre schon viel erreicht, wenn beide Punkte – Religion und Türkenhilfe – „in simultaneum tractatum gezogen werden“105. Diese Einschätzung sowie die unter der Hand erhaltenen Informationen über die Tendenzen bei den Prote- stanten ließen die königlichen Kommissare auf weitergehende Änderungen der Konzeption des Reichstages drängen. Indessen konnte dieser erste Alarm Ferdinand nicht dazu bewegen, seine Aufträge zu ändern, sondern er bekräftigte, es sei auf vordringlicher Beratung der Türkenhilfe zu bestehen, allenfalls könne eine gleichzeitige Erörterung neben der Religionsfrage akzeptiert werden106. Zasius jedoch hielt nun nicht nur die Vertagung des Religionspunktes für un- erreichbar, auch die in Ferdinands Instruktion auferlegte Zurückhaltung erach- tete er als nicht förderlich, vielmehr sei eine Initiative in Gestalt einer positiven Meinungsäußerung des Königs geboten. Es genüge nicht, argumentierte er, „daz man bei solcher consultation de modo etc. wölte der stend bedencken anhören und sich alls dan verner vernemen lassen[;] so sy ain mal vermerckt daz euer kunigl. Mt. naigung hatt, diß werckh auff ain andere zeitt und handlung zuverschieben, so würdeth Euer Mt. erfaren, daz alles vertrauen gegen dersel- ben dermassen fallen und erlöschen würdet“; aus der Vielzahl der ständischen Voten würde kein gangbarer Weg herausführen, „und belib also euer Mt. mitt unlust und schwirigkeitt eben in den labyrinthen stecken, darin sy ietzo steckt“107. Er empfahl darum, die Vertagung ganz fallen zu lassen und sogleich ein Colloquium vorzuschlagen, dessen Ansetzung zudem einen Zeitgewinn bedeute; die beiden Alternativen dazu kämen nicht in Frage, denn ein Natio- nalkonzil könnten sie als „katholische Diener“ wegen seiner Risiken für den katholischen Glauben in Deutschland nicht befürworten, und mit der Anre- gung eines Generalkonzils würde man sich angesichts der bekannten Haltung des Papstes nur lächerlich machen108. 103 Bericht der Kommissare v. 25. 8. 1556 (wie Anm. 90), fol 494r u. 495v (dort das Zitat). Vgl. dazu Kurze, S. 26f 104 ebda., fol 494r/v; längeres Zitat bei Bundschuh, S. 140 Anm. 62. Die Berichte sind in der Regel von allen in Regensburg anwesenden Kommissaren unterzeichnet, aber von Zasius konzipiert. 105 Bericht v. 1.9.1556 (wie Anm. 88), bes. fol 13r-16r 106 HHStA Wien, RK RTA 37, fol 8r-9r: Ferdinand an seine Räte, Wien, 1.9.1556 (Konz.) 107 Ebda, fol 57r-64r: Bericht der Kommissare v. 11.9.1556 (Zasius’ eigh. Konz.); gedruckt bei Bundschuh, S. 570–574, die Zitate dort S. 573. 108 „...sondern lassen es zu ainem colloquio geraten durch welches dannoch die sach in verlengerung gelangt und vielleicht entzwischen der ewig Gott andere bessere glegenhaitt nach sainem göttli- chen willen verfuegen und doch nichtz begeeben sonder vilmehr die vorhabenden enormiteten domitt die confessionistischen umbgeen differiert und fueglich eingestellt würden...“ (ebda, S. 574). Die diesen Vorschlag enthaltende Passage auch bei Goetz, Beiträge, S. 46f, der die Berichte CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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